Warum geben Züchter Pilzschweinchen ab?

Dieses Thema im Forum "Krankheiten" wurde erstellt von shindaiwa, 16. Januar 2011.

  1. shindaiwa

    shindaiwa Prominenter Benutzer

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    Hallo zusammen habe mal eine scheue aber konkrete frage :)

    warum geben gewisse züchter ihre Meerschweinchen augenscheindlich mit Pilz ab?

    geht das wirklich um tierliebe oder nur ums geld?

    danke für die antworten

    mfg monika
     
  2. Locke

    Locke Prominenter Benutzer

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    Da müsste man wohl einmal eine frage, die das macht. Nur, ob du dann eine Anwort bekommst, das ist wohl die Frage?!

    Ich habe auch schon einmal ein Schweinchen mit Pilz übernommen, habe es aber bei der Abholung gewusst und der Züchterin auch gesagt, dass es mir egal sei und ich es auch pflegen werde. Nach 1 Woche war er Pilz weg. Es hat sich auch kein anderes damit angesteckt Pilz finde ich persönlich nicht so schlimm und ich hatte bisher damit auch noch nie weitere Probleme.

    Anders ist es natürlich, wenn man ein Pilzsäuli abgibt an jemanden, der keine Erfahrungen mit Pilz hat. Das ist wiederum gar nicht so toll.

    Kommt dann natürlich auch darauf an, wie stark das Tier vom Pilz befallen ist.
     
  3. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo

    Pilzsporen findest du grundsätzlich überall. Sie gehören zum Alltag. Ebenfalls bekannt ist, dass Jungtiere, Trächtige, etc. anfälliger sind auf Pilz- oder Infektionskrankheiten. So leben Pilzsporen auf vielen Lebewesen. Ist ein Ort dabei, wo viele Leute aufeinander treffen, ist die Wahrscheinlichkeit grösser, am Pilz zu erkranken. Dabei müssen noch einige Faktoren zusammen kommen, denn es erkranken nicht alle an Fusspilz, obwohl sie im Hallenbad, Turnhalle, Fitnesscenter, Einkaufsgeschäften, sind.

    Die Faktoren können sein, Klimawechsel, physischer Wechsel, oder eben die Situation, dass generell das Immunsystem aufgrund Jugend, Babyalter, Trächtigkeit oder kältere Temperaturen schwächer ist. Auch möglich: Das Meerschweinchen trifft auf einen Pilzsporen, den das Immunsystem noch nicht kennt. Zu den kälteren Temperaturen: im 2008 war eine Studie, die nachgewiesen hat, dass die Meerschweinchen bei Temperaturen unter 20° häufiger an Infektionskrankheiten erkranken, als jene, die über 20° lebten.

    Der Faktor "Treffen auf" kommt auch bei Viren oder Bakterien zum Tragen. Als Beispiel gibt es eine hochansteckende Augenentzündung. Ist ein Familienmitglied betroffen, wird höchste Hygiene angeraten. Dennoch heisst es nicht, dass alle in der Familie an dieser Augenentzündung erkranken. Letztes Jahr hatte unser Sohn 1 die Schweinegrippe (trotz Impfung). Der Rest der Familie erkrankte nicht, obwohl nicht alle geimpft waren.

    Wichtig ist, dass der oder die Züchterin informiert, über die möglichen Behandlungsvarianten spricht, dazu anregt, sich die Hände nach jeder Kontaktaufnahme zu waschen - und vor allem Geduld mitzubringen. Stress und Hektik können Schwächen im Immunsystem auslösen. Einem Anfänger würde ich das Meerschweinchen nicht so übergeben.

    Ich glaube übrigens nicht, dass hier Geldfragen eine Rolle spielen. Dieser Gedanke kommt mir jeweils, wenn unkastrierte Böckli verkauft werden. Da muss mich die Züchterin oder der Züchter mit guten Argumenten überzeugen, dass hier keine Geldfrage vorliegt. Aber das ist etwas anderes.

    Gruss
    Jasmin
     
  4. Priska

    Priska Prominenter Benutzer

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    Ich glaube nicht, dass Züchter serienweise "augenscheinlich pilzige" Jungtiere abgeben.

    Mir ist's aber auch schon passiert, dass ich Jungtiere verkauft habe, die nach ein paar Tagen dann Pilzstellen hatten, obwohl ich 100%ig sicher ar, dass die bei Abgabe sauber waren, und auch nicht mit pilzigen Gspänli zusammen gelebt hatten.
    Mitgebracht hatten sie die Sporen fast garantiert aus meiner Zucht (die ist leider nicht mehr pilzfrei, seit ich vor vielen Jahren mal von einer Züchterin ein Zuchttier mit Pilz mit heim genommen habe - die hat es mir nicht vorher gesagt, und ich fand dann, es sei nicht so tragisch).
    Aber ausgebrochen ist der Pilz dann erst durch den Stress beim Umzug, Gruppenwechsel, allenfalls auch Klimawechsel.

    Ich finde halt auch, dass es einen Unterschied macht, wem man ein Tier verkauft.

    Einer Züchterkollegin, die keinen Pilz in ihrem Bestand hat, würde ich grundsätzlich kein Tier mehr verkaufen, das Pilz hat oder hatte: Ich bin fast sicher, dass die irgendwie Träger bleiben, und das weitergeben. Sie selber erwischen es zwar nicht häufiger als alle andern Tiere, ich habe aber bei mir die Beobachtung gemacht, dass es immer die Jungen der gleichen Mütter sind, die kurz vor Abgabe Pilz bekommen, und ich meine, es seien die Mütter, die selber auch Pilz hatten als Babys. Gilt bei mir nun also als Zuchtausschluss.

    Züchterkolleginnen, die bei sich auch ab und zu Pilz haben und das nicht so dramatisch finden, informiere ich vor Abgabe, und frage, ob sie das Tier so übernehmen wollen, oder ob ich es hierbehalten soll, bis es auskuriert ist. Meist kuriere ich es selber, aber es hat's auch schon gegeben, dass es noch pilzlig umgezogen ist, weil es halt vom Transport her grad gäbig ging.

    Liebhabern würde ich kein Tier abgeben, bevor nicht die Haare wieder am Nachwachsen sind, ganz einfach aus dem Grund, dass Pilz für gewisse Leute sehr ansteckend ist (ich gehöre auch zu denen - wenn ich nicht sehr konsequent meine Hände desinfiziere, bekomme ich ihn auch...)

    Ich finde es sehr schade, dass sich der Pilz in den letzten Jahren derart ausbreiten konnte, dass es heute schon fast normal ist, dass eine Zucht Probleme hat damit. Vor gut zehn Jahren gab es das kaum....

    Gruss
    Priska
     
  5. Buffy

    Buffy Erfahrener Benutzer

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    Das habe ich auch schon von einer Züchterin gehört und ich mache das auch. Mit Pilzmeeris züchte ich nicht! Da ich, wenn ich nicht höllisch aufpasse, sofort angesteckt bin, kann ich es mir nicht leisten durchs Band Pilzsäulis zu behandeln.
     
    Zuletzt bearbeitet: 16. Januar 2011
  6. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo

    Besten Dank für Eure Erfahrungen als Züchterinnen. Wenn ich da die Erfahrungsberichte lesen, würde ich darauf schliessen, dass eigentlich nicht nur äusserlich behandelt werden sollte, sondern auch von innen.

    Soviel ich weiss, ist mindestens 1 Medi, welches von innen wirkt, nicht mehr zugelassen in der Schweiz.

    Gruss
    Jasmin
     
  7. Anna

    Anna Moderator Mitarbeiter Admin

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    Ich weiss, dass es umstritten ist, aber ich behandle Pilzsöilis prinzipiell auch von innen her und habe dann auch jeweils Ruhe. Es ist eine teure, aber sehr effektive Behandlung, welche aber noch jedesmal 100%ig "angeschlagen" hat.
     
  8. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Ich kannte nur ein Produkt und das gibt es nicht mehr in der Schweiz. Mit was behandelst du? Ich kenne nur das Produkt aus der Humanmedizin. Ich nehme nicht an, dass es das gleiche ist.

    Gruss
    Jasmin
     
  9. Anna

    Anna Moderator Mitarbeiter Admin

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    Ich gebe den Pilzschweinchen das Medikament "Itrafungol" für Katzen (Fläschchen mit 52ml, kostet fast 100.-...). Wird einfach dem Gewicht entsprechend angepasst.
    Ich gehöre ja zu denjenigen, welche über 40 Jahre NIE ein Pilztierchen hatten (und das gibt es wirklich!). Vor einigen Jahren dann habe ich mir auch die ersten Pilzlis eingeschleppt und war anfangs regelrecht panisch :eek:. Heute muss ich sagen, dass Pilz zwar lästig und hartnäckig ist, man ihn aber mit konsequenter Behandlung wirklich loswerden kann. Ab und zu gibt es nun halt auch bei mir ein Pilzchen, aber es ist nicht die Regel und trifft meist bereits geschwächte, säugende oder eben junge Tiere. Bei mir hat es bis jetzt noch nie ein Meeri ein zweites Mal bekommen. Und auch nicht zwingend alle Würfe vom gleichen Mami. Ich frage mich wirklich auch, ob es einen Unterschied macht, ein Tier "nur" äusserlich oder von innen her zu behandeln. Wissen tue ich es nicht, aber ich könnte es mir vorstellen :nixweiss:
     
  10. Suzie

    Suzie Prominenter Benutzer

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    Wie behandelt ihr denn die Käfige und das Zubehör und die Umgebung und den Auslauf gegen den Pilz? Ich stelle mir das ziemlich schwierig und kompliziert vor.

    Oder behandelt ihr nur das Schweinchen selbst?
    Unter strikter Quarantaine? Oder im Rudel?

    LG suzie
     
  11. Priska

    Priska Prominenter Benutzer

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    Auslauf kann man nicht behandeln gegen Pilz.
    Ställe und Einrichtung wasche ich mit Javelwasser.

    Und strikte Quarantäne bringt meist nicht, da das Tier schon ansteckend war, bevor ich den Pilz sehe - ich bin eher für "möglichst keinen Stress"...

    Gruss
    Priska
     
  12. Anna

    Anna Moderator Mitarbeiter Admin

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    Das erste Mal stand ich, wie ja geschrieben, absolut "neben den Schuhen", habe Handschuhe getragen, nach der Behandlung die Kleider gewaschen, richtig "seuchenmässig". Das erste Holzhaus damals habe ich mit dem Kärcher gereinigt :e015: :mauer:... das habe ich nachher nicht mehr gemacht. Aber Pilzlis behandle ich, wenn möglich, in Innenkäfigen, die kann ich auch heiss auswaschen.
    Heute bin ich zwar nach wie vor sehr konsequent, füttere und miste Pilzsöilis, bzw. ihre Gehege, ganz am Schluss, wasche mir sehr gründlich die Hände (mit der Betadine-Seife) und stelle sämtliche Holzhäuschen, welche es grössenmässig zulassen, für 30 Minuten bei 100 Grad in den Backofen.
    Wenn ich ein Mami mit Pilzkinderchen habe, werden diese auf jeden Fall separiert und falls in Innenhaltung, bekommen sie in der ersten Zeit auch Kartonhäuser, die kann ich beim Misten jeweils schmeissen.
    Auch ist ein Pilzbefall für mich ein Grund zum Baden (nicht hauen, das ist einfach meine gute Erfahrung!). Diesen Rat habe ich damals von Priska bekommen und muss sagen, ich stehe voll dahinter. Gebadet wird zu Beginn die ganze Gruppe (auch die nicht befallenen), damit mal alle Pilzsporen aus dem Fell gewaschen werden. Am Ende der Behandlung wiederhole ich dieses Prozedere in der Regel nochmals.
    Die Sache ist auf jeden Fall sehr aufwändig, aber meine Erfahrung hat mich gelehrt, dass es sich lohnt! Wenn ich natürlich in einer Gruppe ein einzelnes kleines Pilzchen am Näschen oder so sehe, wird auch nur gesalbt und beobachtet. So eine Gross-Aktion betrifft schon eine ganze MuKi-Gruppe oder dann eben nach Einzug von neuen Schweinchen, wenn grad mehrere Söilis an verschiedenen Stellen betroffen sind.
    Ich denke, es ist hier wie an so vielen Orten: jedes empfindet es anders, erlebt es anders und behandelt wohl auch verschieden. Es gibt sicherlich ganz vielfältige Erfahrungswerte. Und auch hier nicht nur schwarz und weiss. Ich fühle mich dann halt nur wohl bei der Abgabe von Tieren, wenn ich wirklich alles getan habe, was in meiner Macht stand. Und ich gebe auch zu, dass ich bestimmt eher der "ängstliche" und vorsichtige Typ bin... :d040:
     
  13. Letti

    Letti VIP-User VIP

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    Worauf ist denn diese Ausbreitung - Eurer Meinung nach - zurückzuführen? Pilzsporen gibt und gab es ja immer und überall, was kamen denn da für begünstigende Faktoren hinzu?
     
  14. Priska

    Priska Prominenter Benutzer

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    Reger Tiertausch weit über die Region hinaus.

    Und die Ignoranz der ersten mit Pilz befallenen Zuchten, die ihre Tiere einfach weitergaben, und sagten, es sei kein Problem, und so viele weitere Zuchten ansteckten....

    Gruss
    Priska
     
  15. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo

    Ich denke, da kommen mehrere Faktoren zusammen. Zwei hat Priska schon genannt. Ich denke, die Sporen haben mutiert. Die Anti-Mykotika sind den heutigen Sporen nicht mehr gewachsen oder umgekehrt, die Sporen sind resistent geworden.

    Wer Kinder im Schulalter hat, kennt das leidige Problem der Haarläuse. Da wirken auch bereits einige Mittel nicht mehr.

    Gruss
    Jasmin