Was ist "Spalterbig"

Dieses Thema im Forum "Rassen, Farbschläge, etc." wurde erstellt von Wolke, 12. September 2006.

  1. Wolke

    Wolke Erfahrener Benutzer

    Registriert seit:
    21. Mai 2006
    Beiträge:
    573
    :a015: Hallo,

    Ich habe auch mal eine Frage: Kann mir jemand erklären was "Spalterbig" bedeutet?
    Das klingt gefährlich.... ist aber was mit den Haaren, oder??::6
    Bin darüber nun schon oft gestolpert beim lesen.

    Danke für Eure Antworten!

    Eine gwunderige
    Barbara
    :4:
     
  2. Franziska

    Franziska Guest

    Hallo Barbara,

    ich finde es auch faszinierend, wie oft man dem schönen Wort "spalterbig" begegnet - und ich frage mich, ob diejenigen, die damit um sich werfen, wirklich alle mit den Mendelschen Vererbungsgesetzen vertraut sind... ;)
    Also meine Kenntnisse dieser Materie sind höchst beschränkt, aber das ist vielleicht für einen ersten Erklärungsversuch gar nicht schlecht, weil es so notgedrungen einfach bleiben muss.
    Spalterbig bedeutet, plump gesagt, dass die Erbanlagen eines Tieres gemischt sind, dass also die Elterntiere nicht die gleichen Merkmale hatten.

    An einem Beispiel: meistens begegnet uns der Begriff spalterbig ja zur Zeit bei Lunkaryas. Ein spalterbiges Lunkarya ist also ein Tier, dessen Eltern nicht beide Lunkaryas waren, sondern bloss Vater oder Mutter. Das Tier sieht also aus wie ein Lunkarya, aber es genetisch hat es auch die Merkmale des anderen Elterntiers mitbekommen, so dass man dann wohl auch damit rechnen muss, dass nicht alle Nachkommen dieses spalterbigen Lunkaryas wieder Lunkaryas werden, sondern es kann eben auch andere Nachkommen geben (meist wird ja über Shelties oder Peruaner gezüchtet, und das kann sich dann auch wieder vererben).
    Weiter will ich mich nicht auf die Äste rauslassen - da bin ich wirklich zu wenig sattelfest. Vielleicht kann's ja auch jemand anderes besser erklären???

    Gruss, Franziska
     
  3. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

    Registriert seit:
    13. Mai 2006
    Beiträge:
    11.846
    Hoi Barbara

    Nein, das ist nicht gefährlich:n045:
    Das hat mit Genetik zu tun, im weitesten Sinne also schon mit den Haaren.
    Ich versuche mal in ganz kurzen Worten die Grundbegriffe der Genetik zu erklären. Wenn Du Dich mehr vertiefen willst, musst Du sehr viel dazu lesen und lernen, z.B. hier als Anfang:
    http://www.the-golden-nuggets.de/ ... sozusagen die "Bibel" der Meerschweinchen-Genetik.

    Grob gesagt, gibt es für jede genetische Eigenschaft zwei Gene, nämlich eines von der Mutter, eines vom Vater, z.B. schwarze und rote Haare.
    Eines dieser Gene ist "dominant" über das andere, d.h. es überdeckt das andere und tritt nach aussen in Erscheinung (Phänotyp). Ein schwarzes Meerschweinchen kann somit ein rotes Gen in sich tragen, ohne dass man dies sieht, erst in späteren Generationen tritt dann auch das rote Gen in Erscheinung, wenn es doppelt vorhanden ist (von Vater und Mutter).
    Wenn also zwei unterschiedliche Gene vorhanden sind, eines für schwarz, eines für rot, dann ist das spalterbig, da mit diesen Genen in weiteren Generationen dann sämtliche Kombinationen möglich sind.
    Falls ein Meerie zwei gleiche Gene hat, also beide für schwarz, dann ist es reinerbig, es kann nur schwarz weiter vererben, nichts anderes.
    Spalterbigkeit oder Reinerbigkeit kann man nur mit weiteren Generationen herausfinden, bzw. aus den Vorfahren nach mathematischen Regeln herleiten.
    In einigen Fällen ist dies sehr leicht, in anderen extrem schwierig. Dazu gibt es natürlich noch jede Menge an Kombinationen, da Meerschweinchen wie wir alle auch, enorm viele verschiedene Gene haben, die sich in x verschiedenen Kombinationen "zusammenwürfeln" lassen.

    Ein ganz einfaches Beispiel meiner Dalmatiner-Hündin zeigt das:
    Meine Querida war die Tochter eines reinerbigen schwarzgetupften Vaters - durch sehr viel schwarze Nachzucht und durch seine Vorfahren war das belegt - und einer braun getupften Mutter.
    Dadurch war zum vorneherein klar, dass sie zwingend spalterbig sein muss, denn sie selber war schwarzgetupft (schwarz dominant über braun), trug jedoch versteckt das Braun-Gen ihrer braunen Mutter. Also war sicher, dass meine Querida spalterbig war, sie trug ein braunes und ein schwarzes Gen in sich, sichtbar war nur das schwarze Tupfung (Phänotyp schwarz, Genotyp spalterbig).
    Ich züchtete mit ihr, wählte einen braunen Rüden und hatte somit eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass einige ihrer Kinder ebenfalls braun werden sollten. Dies war dann auch der Fall, es gab braune Kinder (reinerbig braun, also zwei braune Gene, da kein schwarzes Gen die braunen überdeckten), spalterbig schwarz (wäre erst mit Nachzucht nachzuweisen gewesen) und reinerbig schwarz.
    Da keines ihrer Kinder Nachkommenschaft zeugte, war es nicht klar, wer spalterbig und wer reinerbig war.

    Ich weiss nicht, ob dieser kurze Abriss in die Genetik klar genug war. Sonst kannst Du mal googeln und dabei nach "Mendel" oder "Vererbungslehre" suchen.
    Hier nochmals ein Link, der gute Erklärungen liefert:
    http://www.p-aebischer.ch/vererbungslehre.htm

    Alles claro?
     
  4. Wolke

    Wolke Erfahrener Benutzer

    Registriert seit:
    21. Mai 2006
    Beiträge:
    573
    Toll, danke!

    ::9 Ich bin überwältigt!
    Danke für diese geballte Ladung an Wissen!
    Hab mir schon gedacht, dass es was mit der Haarstruktur zu tun hat. Aber dass sich das "erbig" auf die Gene bezieht.... naja... ob wohl wirklich jeder weis was damit gemeint ist, wenn er es irgendwo aufschreibt? HIHHI seit mir nicht böse!
    Ich vergöttere Hausmeeris, habe aber grosse Achtung vor Züchtern die Ihr Handwerk verstehen!
    Davon hat es in diesem Forum doch recht viele! Danke Euch!:p


    Jetzt bin ich klüger und hab so früh am Morgen schon was gelernt!
    Der Tag kann kommen!
    Gruss
    Barbara