Pro und contra calciumarme Ernährung bei Blasengries/Blasenstein

Dieses Thema im Forum "Ernährung und Pflege" wurde erstellt von Herzensbrecher, 21. Oktober 2010.

  1. Dazisch

    Dazisch Erfahrener Benutzer

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    @Letti
    Danke für Deine Antwort, habe heute schon nicht mehr alles ganz getrocknet, muss mich aber schon auch noch umgewöhnen:D und das Buch werde ich mir glaube ich auch noch anschaffen......man lernt nie aus!!!!

    @Zenkis
    Danke für den Tipp!

    Finde das eine sehr interessante Diskusionsrunde!!!!!!!!!!!!! Danke an alle!!!!
     
  2. Letti

    Letti VIP-User VIP

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    Ja! Das macht richtig Spass. Und sobald ich die Erlaubnis bekomme, werde ich hier eine Untersuchung über die Verbindung von Oxalsäure mit Mineralstoffen und den resultierenden Auswirkungen einstellen.

    Witzig finde ich ja... wenn ich so diese ganz alten Bücher durchsehe, geschrieben um das Jahr 1900, was man da schon alles liest über Auswirkungen einzelner Futterkomponente und auch um die Wichtigkeit der Ausgewogenheit, ohne dass man sich auf Forschungsergebnisse stützen konnte, es traf den Kern der Sache!

    Und dann kam das Industriefutter. Zur Mast. Dann kam die Haustierhaltung auf und dieses Mastfutter kam bei den Haustieren zum Einsatz. Die Schäden, die eine solche Fütterung hervorgebracht hat, riefen wiederum Forscher auf den Plan, die heute - gekleidet in Wissenschaft eben - genau das herausfinden, was man anno 1900 schon wusste, oder aus der Logik heraus handhabte.

    Irgendwie schon bissi... naja... lustig.

    Worüber ich noch brüten muss, ist über die Aussage von Petra bezüglich des Calcium-Mangels der bei Heufütterung ja eigentlich gar nicht entstehen kann. Oder eben doch? Diese ganzen Mangelerkrankungen verlaufen ja meist so schleichend, wenn sie nicht gar ganz unbemerkt bleiben, ja, wo ist da nun die Grenze zwischen Versorgung und Unterversorgung bei Tieren die einen derart schnellen Stoffwechsel haben?
     
  3. Herzensbrecher

    Herzensbrecher VIP-User VIP

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    Es bleibt spannend:)))

    Letti, im Grunde genommen habe ich ja hier die idealen Anschauungsobjekte für Fehlernährung. Du weisst, die Fünferbande (leider sind es ja nur noch vier), die die ersten 2 Jahre ihres Lebens kein Heu zu fressen bekamen, nur mit Körnern ernährt wurden.

    Ihrem Verhalten nach kannten sie an Frifu gerade mal Eisbergsalat, Gras/Löwenzahn und Rüebli. Bei Claudia haben sie dann noch Fenchel kennenglernt.

    Vor Peperoni rannten sie hier erstmal weg, heute fressen sie die und vieles andere mehr. Sie fressen aber FriFu nach wie vor vorsichtiger als die anderen.

    Oft liegt mittags noch was vom Frühstück drin. Sie fressen so gar nicht gierig.

    Wie sieht es eigentlich mit Körnerfutter aus? Genauso schädlich wie Pellets?

    Als ich diese Tiere übernahm, hatte ich ja schon Bedenken, ob die krasse Fehlernährung Spätschäden zur Folge haben könnte.

    Malte hatte einmalig im Februar Blasengries. Ein einziges Mal. Keine Entzündung. Die Griesattacke haben wir mit einer dreiwöchigen Trinkkur beseitigt, es ist nie wieder etwas aufgetreten.

    Diese Tiere habe ich nur mit Timothy Heu ans Heu bekommen. Sie hatten diverse Heusorten ad libitum, entschieden haben sie sich für Timothy (interessanterweise calciumarm).

    Auch heute noch, fressen sie noch lange nicht jedes Heu, ausser eben Timothy.

    Überhaupt finde ich, kann man auch bei Heu feststellen, dass die Tiere wählerisch sind, was ja sicher einen Grund hat.

    Ich bin gespannt auf die Oxalsäure-Abhandlungen.

    Edit: Bellina aus dieser fehlernährten Gruppe hat die Zahnwurzelentzündung, wobei ich jetzt eine Entzündung nicht auf einen Calciummangel schieben würde. Sie hat ansonsten Strahlezähnchen, nix bröselt oder bröckelt.
     
  4. Herzensbrecher

    Herzensbrecher VIP-User VIP

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    Da hier ja doch etliche Pellets geben und Letti ja über die Schädlichkeit des Vitamin D Zusatzes berichtete, hier nochmal der Link zu einer Tabelle mit Werten die Gabi R. dankenswerter Weise mal zusammengetragen hat.

    Von Dorswal scheint leider der Wert nicht rauszufinden zu sein.

    http://www.meerschwein.ch/diverses/pelletsvergleich.htm
     
  5. Letti

    Letti VIP-User VIP

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    Was das Calcium anbelangt, liebe Petra: NEIN! Nur bei Pellets meinen es die Hersteller einfach ZU "gut" mit der Vitaminanreicherung.
    Was hingegen die Verdaulichkeit anbelangt: SCHÄDLICHST!

    Ich gelange mehr und mehr zur Überzeugung, dass das am wenigsten schädliche Trockenfutter aufgeschlossenes Getreide ist, also Hafer-, Dinkel, Gersten- und weitere Flocken! Sowohl was den Nährwert als auch was die leichte Verdaulichkeit angeht.

    Diese 10%-Regel, die eine zeitlang kursiert ist... 10% Frischfutter sind VIEL zu wenig! Da muss einer Trockenfutter ständig zur Verfügung stellen, sonst hat er unter- und mangelernährte Muiger! Und viel Trockenfutter erhöht halt die Gefahr von Blasengriess erheblich.

    Also: unbedingt viel viel mehr Frischfutter reichen. Gerade Knollengemüse bringt auch was auf die Rippen und Knollensellerie - als Beispiel -enthält MEHR Kieselsäure als Gras (!) nützt also somit auch noch herrlich dem Zahnabrieb. Frischfutter sollte rund um die Uhr zur Verfügung stehen, im Sommer ist es einfach: Gras ins Gehege und gut ist. Denn im Gras - oder sagen wir besser "in Wiese" ist ALLES enthalten, was der Gesundheit der Muiger förderlich ist.

    Nach langsamer Angewöhnung auf viel Frischfutter muss niemand befürchten, es käme zu Durchfällen, denn diese werden meist verursacht durch die Gabe von Trockenfutter (Veränderung des PH-Wertes im Darm). Auch muss niemand befürchten, die Tiere verlören an Gewicht, das Gegenteil ist zu beobachten: statt Fett wird mit Frischfutter Muskelgewebe aufgebaut, welches viel nachhaltiger ist als schnell verfügbares Fettgewebe.

    Es gibt Fehlernährungen, welche lebenslange Schäden zurücklassen leider. Siehe Bellina´s Zahnproblematik. Bei Malte hat sich offensichtlich angesammelter Griess gelöst und jetzt ist er weg. Man sagt, es dauert bis zu EINEM Jahr, bis sich die Muiger von Fehlernährungen erholen.

    Auch die beste Ernährung schützt nicht vor JEDEM Problem, aber ich denke, vieles kann man schon verhindern. Das wieder ist Gegenstand von langjährigen Beobachtungen und dem konstruktiven Austausch auch - wie hier gerade!
     
  6. karin007

    karin007 Prominenter Benutzer

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    Ich finde ja diese Diskussion auch wahnsinnig interessant! Und dazu muss ich jetzt mal noch meinen Senf geben:D Ich bin nämlich ganz und gar nicht dieser Meinung. Meine in diesem Fall armen, armen Meerschweinchen erhalten nie und nimmer 10% ihres Körpergewichts an Frischfutter. Weder im Sommer noch im Winter. Sie bekommen auch nur einmal täglich frisches und wenns kalt wird ist das noch weniger als im Sommer. Über massig kranke Tiere kann ich jetzt ganz und gar nicht klagen. Klar gibts mal eins, das irgendein Zipperlein hat aber mit Blasengeschichten bin ich bis jetzt wirklich verschont geblieben. Ein einziges Mal hatte ich ein Säuli, das einen kleinen Stein und Griess hatte. Es war einmalig und kam nie wieder vor und dann noch einen, der eine Blasenentzündung hatte. Ich füttere keineswegs Calciumarm und sie bekommen auch Pellets. Nur wenig aber sie bekommen sie. Was ich meinen Säulis allerdings zu Gute halten muss, sie trinken relativ viel Wasser. Jetzt nicht mehr so wenns so kalt ist aber ich sehe oft eins am Wassernapf.

    Was das selber wählen gewisser "sachen" angeht, das habe ich auch schon beobachtet. Meine bekommen z.B. ab und zu etwas frischen Salbei und da gibts Schweinchen, die stürzen sich regelrecht drauf und dann gibts solche, die fressen kein einziges Blatt. Am Anfang dachte ich, sie mögen das Zeugs einfach nicht, aber es sind nicht immer die Gleichen, die nichts fressen, also brauchen es einige einfach und andere halt nicht.
     
  7. SusanneC

    SusanneC Erfahrener Benutzer

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    Quelle: http://www.fraumeier.org/fuetterung.htm

    also reichen tun die 100g bei Innenhaltung schon, gerade im warmen wohnzimmer. Natürlich ist der Energiebedarf bei winterlicher Außenhaltung höher.

    Wenn man nun eine Gruppe mit lauter ausgewachsenen Schweinchen in innenhaltung hat, alle wiegen um die 1000g kommen sie mit 100g Gemüse+Heu zur freien Verfügung+wenig bis gar kein trockenfutter gut zurecht. Hat man natürlich kranke, ältere, tiere in Wachstum oder unbeheizte Räume erhöht sich der Grundbedarf entsprechend. Und dabei muss man auch bedenken, dass das Omaschwein mit dem Pilzproblem sicher auch nicht das allerschnellste beim fressen ist.

    liebe Grüße
    Susi
     
  8. Fray

    Fray VIP-User VIP

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    Soweit hab ich das grad verstanden, liebe Petra .... :D

    Ich wollte mit meinem fragenden Einwurf natürlich nur darauf hinweisen, dass das gesamt Milieu im Magen-Darm-Trakt, sowie auch im Harnbereich ganz anders aufgebaut ist als bei Fleisch- oder Allesfresser, etwa uns Menschen. Da tummeln sich sicher auch zusätzlich andere Bakterienstämme.

    Auf der Reise durch all die interessanten Themen der Meeri-Ernährung habe ich einfach gemerkt, dass der ganze Zusammenhang der Verstoffwechselung ein ungeheuer komplexes Thema ist, das Zusammenspiel von Einzelkomponenten ist enorm. Weshalb ich für mich beschlossen habe, da in keiner Weise einzugreifen, indem ich ein Tier z.B. auf Calziumdiät setzen würde. Zudem kommt hinzu, dass ja dann alle Gruppenmitglieder ebenfalls auf diese Diät gesetzt werden müssten und was dem einen evtl. noch gut tun würde, kann dem anderen schaden. Deshalb lass ich's gleich sein.
    Das heisst natürlich nicht, dass ich ein Blasenstein-Tier mit Kalzium oder Oxalsäure zudröhne würde. Aber da ich eh abwechslungsreich ernähre, ist das gar kein Thema.

    Liebi Grüess,
    Gabriela

    P.S. Ad libitum-Fütterung ist auch immer wieder an der Oberfläche. Dazu gehört die Selbstheilung durch freie Auswahl. Können wir ein neues Thema auftun, um nicht OT zu gleiten? Ich hab da nämlich diesen Sommer einen Test gestartet ....
     
  9. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Dein Wunsch sei mir Befehl... hier beginnt ein neues Thema!
     
  10. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo

    Ich habe im Leitfaden Erkrankungen bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu folgenden Hinweis gefunden: Zu calciumarme oder calciumfreie Ernährung führt dazu, dass der Körper das fehlende Calcium aus den Knochen zieht. Dort wird hingewiesen, dass gerade Kieferabszesse durch zu weiche Knochen als Folge von Calciummangel entstehen.

    Ich hüte mich ein bisschen vor Rückschlüssen vom Mensch auf das Meerschweinchen. Dies zeigt sich gerade auch in der Blutzusammensetzung, was deutlich ersichtlich wird bei der Eiterbildung. Eiter ist beim Meerschweinchen sehr zäh und dick. Wer schon mal Abszesse spülen musste, bemerkt dies deutlich.

    Beim Frischfutter: Ich befürchte bei Erhöhung des Angebotes würden die Meeries weniger Heu fressen, was zu Verdauungsstörungen und fehlendem Zahnabrieb führt. Der Zahnabrieb ist essentiell für unsere Muigers.

    Gruss
    Jasmin
     
  11. Herzensbrecher

    Herzensbrecher VIP-User VIP

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    Liebe Jasmin,

    könntest Du zum Nachlesen bitte noch die Seitenzahl nachreichen?

    Ich finde nämlich lediglich zur Hypokalzämie bei Chinchillas etwas auf Seite 185, weiter zum Thema Calcium auf S. 143, da geht es um den Kalziumstoffwechsel und Urin.

    Ich habe nun nichts zu calciumfrei, calciumarm und ähnlichem gefunden. Bitte nenne doch die Seitenzahlen und Abschnitte zum Nachlesen.

    Eine calciumfreie Ernährung ist schlichtweg *unmöglich*!, alles enthält Calcium, alleine im Heu ist ja schon reichlich Calcium. Sogar in Gurken ist Calcium.

    Das Meerschweinchen regelt die Calciumaufnahme eben nicht bedarfsorientiert wie der Mensch. Je mehr Calcium mit dem Futter reinkommt, umso mehr muss resorbiert werden und umso mehr muss wieder ausgeschieden werden (zu 80% über die Nieren).

    Darum ist der Meerschweinchenurin auch fast immer trüb.

    Dass das Meerschweinchen nicht bedarfsorientiert regelt ist bei Ewringmann auf S. 143 beim Kalziumstoffwechsel nachzulesen.

    Ich habe auch noch ein PDF mit dem Bericht aus einer TA-Zeitschrift, wo es sehr schön erklärt ist.

    Jeanette schrieb gestern, wenn sie ihrem Blasenschwein Pellets gibt, hat er wenige Stunden später eine Griesattacke. Klar, sie füllt oben Calcium rein....ein paar Stunden später, kommt es unten wieder raus.

    Ich nehme an, das passiert auch, wenn sie ihm etwas anderes calciumreiches, wie Fenchel geben würde.

    Der aufgenommene Überschuss an Calcium muss ja irgendwie wieder raus!
     
    Zuletzt bearbeitet: 23. Oktober 2010
  12. Herzensbrecher

    Herzensbrecher VIP-User VIP

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    "Die Aufnahme von Heu garantiert jederzeit eine ausreichende Kalziumversorgung"

    http://www.fraumeier.org/fuetterung.htm

    Letzter Satz im letzten Absatz unten "Zahnfehlstellungen" über der Tabelle.
     
  13. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hoi

    Die Angabe der Seitenangabe kann ich morgen machen, denn ich habe das Buch gerade im Geschäft,

    Es ist aber unter Zahnerkrankungen und Kieferabszessen.

    Gruss
    Jasmin
     
  14. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo

    Ich habe es nicht vergessen: Die Seitenzahl ist S. 236 ff, wo auch der Mangel an strukturierter Rohfaser aufgegriffen wird, wie auch das Kalziumdefizit in der Futterration und eben der Hinweis, dass es bei älteren Tieren aufgrund einer Bindegewebsschwäche zu einem Abkippen der Backenzähne kommt. (Quelle: Diagnostischer Leitfaden und Therapie, Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu).

    Gruss
    Jasmin
     
  15. Dazisch

    Dazisch Erfahrener Benutzer

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    Wir haben also wirklich auf Nassfütterung umgestellt. Meine Schwingis haben sich sehr gut daran gewöhnt. Die Urinecken wechsle ich jetzt täglich, sie sind viel durchnässter als vorher. Auch ist mir aufgefallen, dass sie jetzt mehr Wasser trinken als vorher. Sonst habe ich keine Veränderungen festgestellt. Werde weiter beobachten[​IMG]