Beratung b. Zahnerkrankungen/Beurteilungshilfe Rö-Aufnahmen

Dieses Thema im Forum "Krankheiten" wurde erstellt von Herzensbrecher, 18. August 2010.

  1. Herzensbrecher

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  2. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Vielen Dank, Petra, für diese interessanten Links.

    Ich werde sie noch ausführlich studieren, denn leider habe auch ich ein "Anschauungs-Objekt" hier, die alte Nicky.
    Mehr Details darüber berichte ich dann morgen.
     
  3. Herzensbrecher

    Herzensbrecher VIP-User VIP

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    Für alle, die keinen Zahnspezialisten zur Verfügung haben oder auf Grund des Befundes noch gerne eine Zweitmeinung hätten, möchte ich nochmal auf diesen Service hinweisen.

    Er ist schlichtweg fantastisch.

    http://www.curo-xray.de/index2.php
     
  4. Herzensbrecher

    Herzensbrecher VIP-User VIP

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    Liebe Fränzi,

    *ganzfesttröstedrück*

    Auch ich hatte auf einen normalen Halsabszess durch Heueinsprengung getippt.

    Nun hatte der arme Aramis auch diese Teufelei des entartenden Zahnwurzelwachstums.:-/

    Das hatten Mandy und Neumännchen letztes Jahr auch. Die Zähnchen standen äusserlich in Reih und Glied, waren schneeweiss und innen bohrten sie sich in die Augenhöhle, entarteten zu Monsterzähnen.

    Nein, dagegen ist man machtlos.:-/ Je nach Lage des Zahnes kann man vielleicht noch operieren. Bei mehreren natürlich so gut wie unmöglich und eine Qual fürs Tier.

    In 26 Jahren Haltung habe ich solch ein Ereignis noch nie gehabt und letztes Jahr dann gleich zweimal hintereinander:-/. Ich hoffe, ich muss das nie wieder erleben!

    Dir viel Kraft! Aramis ist sicherlich mit Homer und Mäxli schon gut angekommen!
     
  5. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Vielen Dank Euch allen!

    Ich habe gestern Abend noch das Buch "Zahnheilkunde bei Kaninchen und Nagern" von E. Böhmer (das ist die Tierärztin, der man Röntgen-Bilder zur Begutachtung schicken kann) gründlich studiert und viele Beschreibungen und Röntgen-Bilder gesehen.

    Am Ende hatte ich das Gefühl, ich sei umzingelt von Zahnproblemen und sozusagen jedes Schweinchen oder Kaninchen sei vom Damokles-Schwert solcher Wurzel-Entartungen betroffen.
    Dabei ist es bei mir ja auch in 18 Jahren Schweinchen-Haltung das erste Mal.

    Als ich Aramis in die Klinik brachte am Montagmorgen früh, sagte man mir bereits am Empfang, dass er natürlich zuerst geröntgt würde. Ohne ein Röntgen-Bild würden sie nichts am Abszess behandeln (vermutlich gibt es Besitzer oder auch Tierärzte, die das "nicht nötig" finden bei einem Meerschweinchen...).

    Das fand ich natürlich sehr positiv, denn ich hatte mich schon darauf vorbereitet, dass ich nachdrücklich auf Röntgen bestehen müsste und mir schon überlegt, ob ich nicht besser noch einen Zettel an der Transport-Box befestigen müsste.
    Deshalb war ich sehr erleichtert und positiv überrascht, dass in dieser Klinik die Aufgabe der genauen Diagnose sehr ernst genommen wird.

    Mein dringender Ratschlag an sämtliche Abszess-Schweinchen-Besitzer (was für ein Wort):
    Bitte besteht immer darauf, dass der Kiefer geröntgt wird bei einem Abszess am Kopf, denn nur so kann man das Ausmass des Problems feststellen und entscheiden, ob man überhaupt was behandeln kann.

    Soviel ich gelesen habe, kann ein einzelner Zahn allenfalls noch behandelt werden, indem man die Wurzelspitze kappt. Aber eine ganze Zahnreihe ist natürlich hoffnungslos... :7779

    Entartende Zahnwurzeln im Unterkiefer beginnen den Kiefer zu durchbrechen, im Oberkiefer wachsen sie Richtung Augenhöhle und durchbohren schlimmstenfalls sogar das Auge.
    Die behandelnde Tierärztin meinte, dass leider die Züchter nicht auf solche Entartungen achten würden und es auch für die Forschung kein Geld gäbe, um dieses Phänomen genauer zu untersuchen, denn es betrifft ja nur die "billigen" Kleintiere wie Kaninchen, Meerschweinchen, Mäuse, Hamster, etc.

    Realistischerweise muss man aber auch sagen, dass wohl kaum ein Züchter über mehrere Jahre hinweg einen Ueberblick über seinen Nachwuchs behalten kann, d.h. es ist illusorisch zu glauben, dass solche Zahnwurzel-Probleme mit züchterischen Massnahmen in den Griff zu kriegen wären.
     
  6. Priska

    Priska Prominenter Benutzer

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    Ich habe so was noch nie gehört oder gesehen - weder bei eigenen noch bei Tieren aus andern Zuchten, so dass ich nicht glaube, dass das oft vorkommt. Und ob so was wirklich genetisch festgelegt ist, ist ja überhaupt nicht klar (in Aramis Familie z.B. gab es sowas meines Wissens noch nie - die Mutter hat bis vor kurzer Zeit bei Fränzi gelebt, und von den Nachkommen habe ich sehr viele selber behalten).

    Ich find's schon ein bisschen tragisch, wie immer alles auf die Züchter abgeschoben wird, die nicht darauf achten...
    Kaum jemand achtet mehr darauf, wirklich gesunde Tiere zu züchten als die seriösen Züchter - gerade wenn man ausstellt...
    Und selbstverständlich bekommen wir auch Rückmeldungen von den Käufern, wenn Tiere an seltsamen Krankheiten sterben (meistens wird das aber nicht sauber abgeklärt, und die Info kommt erst nachher, so dass sie nicht viel nützt, ausser dass man weiss, dass dort etwas ein bisschen seltsam war. So habe ich letzthin ein Jungtier verkauft, dass innert einer Woche nach Kauf angeblich an Meerschweinchenlähme gestorben ist. Ist zu 100% auszuschliessen - und wenn ich dann mit der Tierärztin telefoniert habe, war es eine absolute Verdachtsdiagnose, ohne Röntgenbild oder irgendwelche bakteriellen Untersuchungen, bloss aufgrund von Lähmungssymtomen, die meiner Meinung nach sehr viel wahrscheinlicher von einem Sturz herrührten...)

    Gruss
    Priska
     
  7. Locke

    Locke Prominenter Benutzer

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    Also ich hatte ja nun auch schon einige Zahngeschichten, aber eine solche auch noch nie oder ähnliches. Mir reichen meine gespaltenen Zähne schon.

    Ich denke aber bei den Meerschweinchen, bei denen die Köpfe immer runder und kürzer gezüchtet werden, gibt es ja, soll ja nun kein Angriff auf alle Züchter sein, können eher Zahnprobleme entstehen, da die Zähne immer weniger Platz haben dadurch.
     
  8. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Das ist wiederum eine andere Problem-Stellung, welche ja auch umstritten ist. Dazu habe ich mal eine Alters-Statistik erstellt.

    Dieser "Wildwuchs" von Zahnwurzeln ist eine Besonderheit der Nagerzähne und kommt bei allen Nagern vor, auch bei Kaninchen und Wildhasen.
    Ich glaube, dass es in Wirklichkeit viel mehr Fälle gibt, aber die werden halt nicht diagnostiziert, denn es entsteht ein Abszess, der wird gespalten, gespült und behandelt. Ich nehme an, dass viele Fälle der never-ending Abszess-Behandlungen ihren Ursprung auch bei entarteten Wurzeln haben könnten (deshalb ist Röntgen Pflicht bei Kiefer- und Kopf-Abszessen).

    Auch die Augenhintergrund-Abszesse gehören wohl in dasselbe Kapitel. Dabei sind es die Zahnwurzeln des Oberkiefers, welche "durchdrehen" und falsch wachsen.

    Irgendwie finde ich es sogar noch einigermassen erklärlich... Nager-Zähne sind etwas ganz Spezielles im Tierreich, wurzellos, lebenslang wachsend.
    Da kann sehr gut ein winzig kleiner "Schalter" aus dem Tritt geraten und schon wachsen die Zähne statt nur in Richtung Mundhöhle halt auch in die Gegenrichtung, so dass die Wurzeln immer länger werden.
    Ich bin ziemlich überzeugt, dass das viel häufiger vorkommt, als wir bisher wussten.

    Die Tierärztin sah das jedenfalls als "ziemlich häufig" an (logisch, sie sieht ja nur die kranken Meerschweinchen), liess sich aber nicht näher aus, ob sie ganz allgemein Zahnprobleme und Abszesse meinte oder ob sie damit das Wurzel-Wachstum meinte.
    Ich hatte nicht genug Energie in diesem Moment, um intensiver auf dieses Thema einzugehen.

    Aber ich teile die Meinung der Tierärztin eigentlich nicht, dass dieses Phänomen durch eine andere Zucht-Planung in den Griff zu kriegen wäre, denn wie gesagt, es kommt zu selten vor bzw. wird wohl zu selten korrekt diagnostiziert und die Anzahl an Nachkommen ist wohl kaum noch nachzuverfolgen nach 4 - 5 Jahren (den "gefährlichen" Jahren der Schweinis).

    Ich sehe das eher als ein (weiteres) Altersproblem an.
     
  9. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Wir haben in der Vergangenheit 4 Meerschweinchen mit Augenhintergrund-Abszess gehabt: und können definitiv Zahnwurzelprobleme ausschliessen, da Röntgenbilder vorhanden sind. Hingegen sind bei allen 3 verstorbenen (ein Kastrat lebt noch) tumoröse Veränderungen nachgewiesen worden bzw. die maligne wurden.

    Bei Jessica (5.5 Jahre) lag bei ihrem Abszess in Halsnähe mit grosser Wahrscheinlichkeit ein Zahnwurzelproblem vor. Interessanterweise müssen wir seit ca. 4 Wochen nicht mehr spülen. Sie hat jedoch weiterhin nur 3 Zähne.

    Spencer war klar, auch nachgewiesen mit Röntgenbild, ein Weichteilabszess vor.

    Was hingegen aus meiner Sicht erklärbar ist, ist dass das Gewebe immer Alter schwächer wird und die Zähne nach innen kippen.
    Kieferabszesse hatten wir bei Homer, Chicca und Nuschka. Bei Nuschka mussten wir leider während der OP zur Euthanasie entscheiden: der Kiefer war so beschädigt. Die beiden anderen hatten die OP gut überstanden, starben auch nicht an der Zahngeschichte, sondern leider an Krebs.

    Genetische Veränderungen: da bin ich mittlerweilen sehr vorsichtig geworden. Das müssten eigentlich alles Tiere sein, die mit ca. 1 Jahr schon Probleme haben. Für mich klingt die Alterveränderung plausibler.

    Gruss
    Jasmin
     
  10. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Unterdessen habe ich weiter recherchiert. Das Buch von Estella Böhmer (Zahnheilkunde) ist eine wahre Fundgrube, allerdings recht schwierig zu lesen, denn es ist für Tierärzte geschrieben.

    Die "umgedrehte" Wuchsrichtung kommt offenbar durch eine gesamte Verlängerung der Backenzähne zustande:
    Wir wissen ja, dass ein stabiles Gleichgewicht bestehen muss zwischen Zahnabrieb und Zahnwachstum. In einem gewissen Alter (sie nennt bei Kaninchen ca. 3, Meerschweinchen 4, Chinchillas später) tritt dann vermehrt dieses Ungleichgewicht auf zwischen Abrieb und Wachstum, d.h. das Wachstum beschleunigt sich offenbar oder die älteren Meerschweinchen fressen weniger.
    Ich kann zwar absolut nicht bestätigen, dass Aramis weniger gefressen hätte... er war immer ein strammes, gefrässiges Kerlchen.
    Das Heu, das ich verfüttere, ist währschaftes "Bauern-Heu", d.h. also richtige kräftige Stengel, gut verholzt, so dass sie wahrhaftig immer sehr viel Kaumaterial haben damit. Die Jungs haben Unmengen an Heu verdrückt.

    Deshalb kann hier die Theorie von "falsches Futter, zu wenig Raufaser", sicher nicht stimmen. Diesen hohen Raufutter-Anteil hatte Aramis von Baby auf sein ganzes Leben lang. Gerade bei ihm weiss ich sehr genau, was er gefressen hat, denn er war einer der wenigen Schweinis, der sein gesamtes Leben (abgesehen von den ersten 5 Baby-Wochen) bei mir verbracht hat.

    Wenn das Gleichgewicht zwischen Abrieb und Wachstum entgleist, schnelleres Wachstum bei gleichem Abrieb, dann entsteht ein erhöhter Druck auf die verlängerten Zähne.
    Irgendwann kippt das Ganze um und die Backenzähne wachsen Richtung Kiefer... und schon nimmt das Unheil seinen Lauf.
     
  11. Locke

    Locke Prominenter Benutzer

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    Aber Fränzi. Wir sind doch auch bald mal richtige Tierärzte. Dann können wir das Buch locker mal lesen :D

    Ist manchmal lustig, wenn ich mich mit meiner Tä unterhalte. Sie redet immer so mit fachausdrücken :a015: Dann frage ich in meiner Sprache ob das denn so und so gemeint sei und sie daraufhin, ja das habe ich doch gesagt :D Ja, sie hat es wohl gesagt, aber in einer etwas gehobenerer Sprache. Meine Sätze waren dann kürzer und unkomplizierter. Aber Hauptsache ist ja, dass beide dann vom gleichen reden :)

    Das Buch ist aber wirklich gut, hat aber auch erschreckende Bilder :eek:Ich finde das Buch schon wegen den Bildern gut. Solche Bilder findet man kaum im Internet und hat dann wenigstens eine Vorstellung wie das alles so genau aussieht.
     
  12. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Da hast Du tatsächlich recht! :D

    Meine persönliche logische Schlussfolgerung (habe ich nirgends so gelesen, ist aber mein Fazit):

    Wenn das verstärkte Zahnwachstum in einem gewissen Alter einsetzt oder das Schweinchen weniger frisst durch andere Krankheiten (oder mehr schläft), dann gibt es zwei Möglichkeiten:

    1. Das Bindegewebe ist rel. schwach, evtl. sind schon Fehlstellungen im Kiefer vorhanden = die Zähne beginnen zu kippen, es gibt Zahnspitzen, schlimmstenfalls eine Brücke.

    2. Das Bindegewebe ist noch stark, eine Kiefer-Fehlstellung liegt nicht vor, die Zähne sind gut und stabil verankert = der Druck auf die langen Backenzähne wird immer höher, bis schliesslich die Wurzeln ebenfalls wachsen, nämlich in Richtung Kieferknochen oder nach oben Richtung Auge.

    Eigentlich logisch, oder?
     
  13. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo

    Da gibt es unterschiedliche Ansichten (die Forscher und Aerzte sind sich ja nicht immer einig): ich persönlich tippe auf die Theorie, dass das Bindegewebe schwächer wird und wenn der kritische Punkt überschritten ist - unabhängig von Fehlstellungen - die Zahngeschichte beginnt.

    Was ich eher nicht plausibel finde, ist die Theorie des Abriebs bzw. verstärktes Zahnwachstum. Denn da hätten eigentlich unsere Alterli's häufiger das Problem.

    Oder hast du einen ähnlichen vergleichbaren Fall in deiner Statistik?

    Gruss
    Jasmin
     
  14. Albinoigel

    Albinoigel VIP-User VIP

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    Hallo Zusammen

    Während meiner "Praktikumszeit" bei einem Tierarzt hatten wir ein Kaninchen als Dauerpatienten. Beim Unterkiefer liessen sich sämtliche Zahnwurzel ertasten, sie schlugen einfach durch. So alle 3-4 Wochen mussten wir die Zähne kürzen. Ich weiss, dass der Süsse nicht mehr lebt, aber wie die Geschichte weiter ging, ob es Vereiterungen gab, weiss ich leider nicht.

    Schöner Abend
    Renate
     
  15. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Genau, das ist der Fall 1, den ich oben beschreibe. Der kommt ganz offensichtlich auch am häufigsten vor.

    Der Fall 2, s. oben, ist seltener, deshalb habe ich so gründlich danach recherchiert.
    Dieser Fall 2 kommt wohl eher bei denjenigen Nagern vor (es betrifft ja längst nicht nur Meerschweinchen), bei denen die Zahn-Stellung sogar "überkorrekt" ist, d.h. die Zähne von Ober- und Unterkiefer liegen ganz präzise übereinander, das Bindegewebe ist stark, es gibt keine Fehlstellung und kein Abkippen.

    Hier ist eine genauere Beschreibung:

    Quelle: Kleintierpraxis Dr. med. vet. Zahner, DE-Wülfrath

    Aramis ist das perfekte Beispiel eines "Test-Schweinchens", denn er lebte von Baby an bei mir und ich weiss ganz präzis, wie ich ihn fütterte, nämlich genau gleich wie alle andern mit hochwertigem Oeko-Bauernheu, stengelig und verholzt, d.h. mit sehr viel Raufaser. Nicht mit dem fieseligen, weichen Heu aus der Zoohandlung.

    Bei allen andern Schweinchen, von denen ich die Vorgeschichte nicht kenne, hätte ich auf Fütterungsfehler beim Vorbesitzer getippt, zu wenig Heu, evtl. Körnerfutter, etc.
    Aramis aber ist der Beweis, dass auch bei "vorbildlicher" Fütterung gemäss sämtlichen Empfehlungen von Tierärzten solch ein abnormes Zahnwachstum einsetzen kann.
    Da er ein sehr korrektes Gebiss hatte (aus stabiler Zuchtlinie stammend) kippten bei ihm die Zähne eben nicht weg, sondern der Kaudruck erhöhte sich.
    Theoretisch hätte man bei ihm also die Backenzähne zurückschleifen müssen, damit sie wieder kürzer werden.

    Der Schaden am Kiefer war jedoch bereits vorhanden, weil er wirklich bis zu seinem Todestag unermüdlich frass und nie die geringsten Anzeichen zeigte, dass ihm etwas wehgetan hätte.
    Ich nannte ihn sogar spasseshalber immer "das Heumonster", weil er derjenige unter den Buben war, der eigentlich dauernd am Heumümmeln war (und auch dementsprechend pummelig).
    Die andern zogen sich gerne in ein Haus zurück, um zu schlafen. Aber Aramis war sozusagen immer am Heuhaufen anzutreffen, egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit.

    Natürlich tritt dieses vermehrte Zahnwachstum (oder Ungleichgewicht zwischen Wachstum und Abrieb) nicht bei allen Alterchen auf, sonst gäbe es ab vier Jahren ja keine älteren Schweinchen mehr.
    Ich selber habe mehrere 6- , 7- und 8-jährige Schweinchen, die (noch?) keine Zahnprobleme haben. Aber als Damokles-Schwert hängt diese Gefahr natürlich über allen Nagern...:eek:
     
  16. Rakete

    Rakete Prominenter Benutzer

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    Betreffend überlanges Wurzelwachstums bei einem Kaninchen habe ich vor über 1 Jahr u.a. auch telefonischen Kontakt mit dem Zahnspezialisten Dr.Lazarz (und auch Dr. Zahner) in Deutschland aufgenommen.

    http://www.vet-dent-lazarz.de/index3.htm

    Es kommt oft vor, dass die Problematik nicht aufgrund der falschen Fütterung (=Zahnabrieb) vorliegt. Es gibt sicherlich eine gewisse genetische Komponente, das muss aber noch lange nicht selber an den Elterntieren festgestellt worden sein. Dafür ist die Genetik doch etwas zu kompliziert veranlagt.

    Es ist aber so, dass diese Erkrankung gehäuft im Alter vorkommt. Der Grund ist eben das lebenslange Wachstum der 'Nagerzähne', und das Zähne und die Wurzeln im Alter generell wesentlich schneller wachsen als in jungen Jahren. Wer schon einmal eine Statistik darüber gesehen hat, der erschrickt darüber. Auch kann ein Trauma (Verletzung aufgrund eines Unfalles) die Ursache sein, so dass die Zähne minim verschoben wurden. Die Ursache kann auch sehr harte Nahrung sein, wie z.B. hartes Brot, welches auch ein Trauma auslöst, indem Unter- und Oberkiefer plötzlich aufeinanderprallen. Sowas kann durchaus auch schon ausreichen.

    Wurzelwachstum wird begünstigt, wenn die Zähne keinen Platz haben nach oben zu wachsen. Das muss aber nicht mal wirklich gut ersichtlich sein. Eine Millimeterlange Verschiebung/Fehlstellung eines Zahnes (oder des Kiefers) reicht da schon aus, dass der NEBENZAHN vom Anderen verdrängt wird und keine Möglichkeit hat, nach oben normal weiterzuwachsen. Dadurch weicht der Zahn dann nach unten aus, was sich im Wurzelwachstum bemerkbar macht.

    Eigentlich so wie oben schon beschrieben wurde:
    Auch bei dem betroffenen Kaninchen waren nicht mal Zahnspitzen ersichtlich (und es war sogar beim Zahnspezialisten Dr. Morgenegg u.a. in Behandlung). Es ist nicht mal immer mittels eine Röntgenbildes ersichtlich, welcher Zahn jetzt wo aneckt und in seinem Wachstum nach oben gestört wird. Es kann gut sein, dass in solchen Fällen dann auch nur ein Computertomographie darüber wirklich Auskunft geben kann.

    Verhindern lässt sich ein zu langes Wurzelwachstum nicht im Alter. Von daher ist es leider einfach Pech für das betroffene Tier. Der Prozess lässt sich höchstens mit einer regelmässigen Zahnkontrolle (mind. halbjährlich) etwas aufhalten, indem man schaut, dass sich nie zusätzliche Zahnspitzen bilden können. Und man kann hoffen, dass die Wurzeln möglichst lange keine Kieferknochen oder Augenhöhlen durchbohren. Denn sobald offene Wunden durch einen Knochen-Durchbruch oder durch die Extraktion von Zähnen vorliegen, ist das Risiko auf Abszess enorm hoch. Ein Abszess lässt sich leider langfristig höchst selten noch stoppen und es kommt zum unweigerlichem Ende.
     
  17. Locke

    Locke Prominenter Benutzer

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    Hab ich ja schon immer gesagt. Meerschweinchen sind heikel mit den Zähnen, aber auch mit der Blase. Weshalb all meine Schweinis, die ich mit 15 hatte als ich noch zur Schule gegangen bin, ausnahmslos 7 oder 8 geworden sind und nie beim TA waren, würde mich noch interessieren.

    Meine Tä sagt immer; Meerschweinchen sind wie "kleine Pferde" im Stall. Was auch kostenmässig gemeint ist, wenn sie dann mal in die KLinik müssen, denn dann kosten sie.

    Ich hatte ja nun 3 ältere Herren mit Zahnproblemen. Emilio vereiterte Zähne, da war was mit den Keimen, Murphy und Homer beide gespaltene und verbreiterte Schneidezähne unten. Man hätte meinen können, es wäre ansteckend gewesen. Ich habe mich dann noch gewundert weshalb es immer Männchen waren. Heute muss ich einfach sagen, es muss wohl am Alter gelegen haben. Da meine Männchen alle ins gewisse Alter gekommen sind, war es einfach der dumme Zufall und eben auch das Alter.
     
  18. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Leider habe ich zu diesem Thema gleich nochmals ein Beispiel:

    Donald, der 4-jährige Skinny-Kastrat.

    [​IMG]

    Und sein Röntgen-Bild:
    [​IMG]

    Man sieht deutlich, dass der ganze Unterkiefer durch eine "wolkige" Struktur verdeckt und teilweise aufgelöst wird.
    Das "Ding", das ihm unter dem Kinn hängt, ist steinhart und grösser als eine Kirsche und ist innerhalb einer Woche zu dieser Grösse angewachsen.

    Da Donald noch erstaunlich munter ist und frisst, wird er jetzt mit AB und Metacam behandelt. Eine Heilung gibt es nicht, eine OP ist auch ausgeschlossen, da die ganze Zahnreihe betroffen ist.
    Ich mache ihm ein schönes Leben, solange es ihm noch gut geht, obwohl ich nicht begreife, wie er mit solch einem Tumor/Abszess überhaupt noch fressen kann.

    Ist das Metacam dermassen gut wirksam, dass es ihm alle Schmerzen nimmt?
     
  19. Locke

    Locke Prominenter Benutzer

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    Hoi Fränzi

    Das tut mir aber leid, dass Donald so ein mieses Ding am Kiefer bekommen hat. Sieht wirklich ziemlich mies aus.

    Könnte man den Eiter nicht wenigstens abfliessen lassen? So als Notmassnahme.

    Ich wünsche "dem Blutschweini :D" noch einige schöne Tage, an denen er noch gut fressen mag.
     
  20. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Nein, wie gesagt, das Ding ist steinhart. Da gibt es nichts, was abfliessen könnte.

    Eine OP werde ich ihm nicht zumuten, denn dafür ist sein Allgemeinzustand zu schlecht und dabei müsste man ihm ja den halben Hals aufschneiden...
    Eine Heilung ist bei diesem klaren Befund nicht möglich, deshalb beobachte ich ihn einfach genau, um rechtzeitig reagieren zu können, sobald er deutlich Unbehagen und Schmerzen zeigt.

    Ich bin noch immer platt, wie er mit solch einem Tumor überhaupt fressen kann... aber es geht.
    Vom Gewicht her nimmt er schleichend ab, was nicht weiter verwundert.

    Päppeln kann ich ihn nicht, weil er erstens eines der unkooperativsten Schweinchen ist, das ich je hatte (hat mir auch seine Züchterin bestätigt) und ich ihm zweitens das Köpfchen nicht richtig fixieren kann mit den Händen, weil dabei der Tumor ständig in den Weg kommt.
    Ich bin schon froh, dass ich ihm überhaupt AB, Metacam und BBB verabreichen kann (zeitlich schön getrennt natürlich).