Diabetes bei Meerschweinchen

Dieses Thema im Forum "Krankheiten" wurde erstellt von Micra3, 10. November 2007.

  1. Micra3

    Micra3 Guest

    Diabetes bei Meerschweinchen
    Für Meerschweinchenbesitzer ist es häufig überraschend zu hören, dass ihr Tier an Diabetes leidet. Mit dem nötigen Hintergrundwissen lässt sich diese Krankheit durchaus in den Griff bekommen, sodass der kleine Nager ein weitestgehend beschwerdefreies Leben führen kann.

    Wie bei Menschen mit Diabetes ist der Körper eines diabeteskranken Meerschweinchens nicht mit in der Lage, den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren. Das hat massive Folgen für den gesamten Stoffwechsel und führt ohne entsprechende Behandlung zum Tod. Deshalb ist es wichtig, bei übermässigem Durst, vermehrtem Wasserlassen, Gewichtsabnahme trotz guter Futteraufnahme und beidseitiger Linsentrübung auf jeden Fall den Tierarzt aufsuchen. Dieser wird feststellen, ob das Meerschweinchen an Diabetes erkrankt ist. Liegt der Blutzuckerspiegel über 60-125 mg/dl, ist eine Therapie sinnvoll. Diese setzt sich so zusammen:
    Kohlehydratarme Ernährung
    Insulingabe bei Werten über 300 mg/dl
    Kontrolle der Blutzuckerwerte

    Kohlehydratarme Ernährung
    Der erste Schritt ist die Umstellung auf kalorienreduzierte und kohlehydratarme Ernährung, an der alle anderen Meerschweinchen teilnehmen und so auch lästige Pfunde loswerden können.
    Gerade bei Blutzuckerwerten zwischen 125 und 300 mg/dl kann das ausreichen, um die Blutzuckerwerte auf Normalmass zu reduzieren. Deshalb müssen Erbsen, Bohnen, Getreide, Johannisbrot, Karotten, Kartoffeln, Mais, Nüsse, Rote Bete, Obst und Sonnenblumenkerne komplett vom Speiseplan des diabeteskranken Meerschweinchens gestrichen werden. Aber auch Brennnesselnkraut, Brokkoli, Löwenzahn, Pastinaken, Petersilie, Sauerampfer, Sellerie und Spinat dürfen nur in geringen Mengen gefüttert werden, da sie teilweise harntreibende Wirkung haben oder die Nieren unnötig belasten. Dagegen wirken sich zum Beispiel Geissraute oder Topinambur positiv auf den Blutzuckerspiegel aus.
    Insgesamt gesehen sieht der Speiseplan für ein diabeteskrankes Meerschweinchen so aus: Neben ausreichender Menge an Wasser, Frischfutter und Heu füttert man täglich zwei Esslöffel Alpen-/ Wiesencobs oder getreidefreie Pellets, die zu 100% aus gepresstem Heu bestehen. Man soll vorher immer abklären, on die Pellets wirklich absolut getreidefrei sind und nicht Getreidepulver als Bindemittel verwendet wurde.
    Leider gibt es derzeit im Zoofachhandel keine Pellets oder Fertigfuttermischungen für diabeteskranke Meerschweinchen. Hier helfen verschiedene Online-Shops (wie zum Beispiel www.hansemanns-team.de) .Diese bietesn Getreidefreie Cobs, getreidefreie Pellets, getrocknete Kräuter und verschiedene getrocknete Gemüsesorten an. Interessant sind auch die im Pferdegrosshandel erhältlichen Wiesencobs. Sie sind identisch mit Nagercobs, aber deutlich günstiger.

    Insulintherapie
    Wenn trotz Diät die Blutzuckerwerte nicht deutlich unter 300 mg/dl sinken, muss über eine Insulintherapie nachgedacht werden. Das Meerschweinchen bekommt täglich eine Insulindosis von ca. 1 IE U-40-Insulin (0,025 ml) pro Körpergewicht gespritzt. Die genaue Menge muss vom Tierarzt bestimmt werden, denn ist die Insulinmengezu gering, sind weiterhin überhöhte Blutzuckerwerte zu beobachten, zu viel Insulin führt zur Unterzuckerung und ist lebensbedrohlich. Deshalb wird zu Beginn einer Insulintherapie erst eine sehr geringe Dosid Insulin verabreicht, um sich dann langsam an den für das Tier richtigen Wert heranzutasten.
    Blutzuckermessung
    Weiteres wichtiges Element der Diabetestherapie ist die Blutzuckermessung. Gerade wenn Insulin verabreicht wird, muss täglich vor der Insulingabe gemessen werden, ob und wieviel Insulin gespritzt werden soll. Hierzu wird mit Hilfe einer Lanzette ein kleiner Bluttropfen an den Fusszehen der Hinterpfoten genommen und auf einen Teststreifen aufgetragen. Ein Blutzuckermessgerät zeigt den Blutzuckerwerte des Meerschweinchens kontrollieren zu können, ist deshalb der Kauf eines solchen Blutzuckermessgeräts (Glucometer) sinnvoll. Bewährt hat sich das Modell „One Touch Ultra“ von LifeScan, das im Internet ab 10 Euro erhältlich ist.

    Behandlungserfolge
    Wenn das diabeteskranke Meerschweinchen konsequent kohlehydratarm ernährt wird, sinken die Blutzuckerwerte innerhalb kürzester Zeit deutlich auf Werte unter 300 mg/dl, und das Tier benötigt zumindest vorübergehend kein Insulin mehr.
    Damit dieser Zustand möglichst lange anhält und das Meerschweinchen nicht unnötig der Gefahr einer Unterzuckerung ausgesetzt wird, ist das Insulin jetzt ganz wegzulassen oder eine minimale Dosis von höchstens 0,4 oder 0,2 IE zu verabreichen. Steigen die Werte über 300 mg/dl, muss wieder Insulin gespritzt werden.
    Generell lässt sich sagen, dass nach einer gewissen Gewöhnungszeit die Therapie eines diabetes-kranken Meerschweinchens für alle Beteiligten weitestgehend unproblematisch verläuft.

    Finanzielle und zeitliche Belastung
    Da in den meisten Fällen bei richtiger Ernährung keine Insilinspritzen notwendig sind, kann man auch nicht von einer finanziellen Mehrbelastung durch den klienen Patienten sprechen, da diabetesgerechtes Meerschweinchenfutter preislich deutlich unter den im Zoofachhandelerhältlichen Futtermischungen liegt. Doch auch mit Insulintherapie bleiben die Kosten in einem überschaubaren Rahmen.
    Der monatliche Aufwand für Insulin, Teststreifen, Lanzetten und Spritzen liegt in der Regel gerade mal bei rund 25 Euro.

    Mehr zum Thema Diabetes bei Meerschweinchen www.meerschweinchendiabetes.de.vu


    Gruss Cony