Im DE-Forum läuft momentan eine Diskussion über Kastration ja oder nein bei Bockhaltung. Ich glaube, wir sind hier schon "ein bisschen weiter" betr. Kastration, aber trotzdem würde es mich interessieren, ob jemand einen Erfahrungsbericht hat über unkastrierte Böcke, die über mehrere Jahre problemlos miteinander lebten. Ich meine damit nicht die häufigen Beispiele, wo unkastrierte Böcke ein paar Monate oder bestenfalls 1 - 2 Jahre einigermassen auskommen miteinander, sondern wirklich 2 alte Herren, die friedlich 4 - 6 Jahre lang miteinander leben ohne Milben- und Pilzbefall oder Bisse und Abszesse. Ich höre immer nur, wenn überhaupt, von jungen Böcken, die sich nach einigen Monaten dermassen zoffen, dass sie getrennt oder kastriert werden müssen. Das wäre dann nur das "Kurzzeit-Modell." Gibt es überhaupt Positiv-Beispiele von unkastrierten Böcken, die in Frieden miteinander alt werden, also mind. 4 - 6 Jahre? Ich will damit nicht die Kastration in Frage stellen, sondern im Gegenteil nachforschen, ob es das Langzeit-Lebensmodell von unkastrierten Böcken überhaupt gibt oder ob das nur in den Köpfen von Züchtern, die ihre Böcke plazieren möchten, existiert (aus den Augen, aus dem Sinn).
Dann will ich mal. Also von 4-6 Jahren Erfahrung kann ich nicht sprechen aber ich hoffe, es genügt trotzdem. Fangen wir mal mit Fluffy und Zottel an. Sie lebten schon bei ihren Vorbesitzern zusammen. Wie lange allerdings weiss niemand so genau. Ich habe die Zwei von Gabi gekauft als Übernahmetiere. Sie wurden nicht kastriert, da sie ja auch bei mir zusammenleben durften. Die Beiden, das war eine richtige Männerfreundschaft, die Zwei haben sich geliebt. Klar haben sie auch manchmal gestritten aber egal ob Umzugsstress (und sie sind bei mir einige male Umgezogen) oder Krankheit (Zottel war ein Zahnschweinchen), sie waren immer dicke Freunde. Zottel starb dann leider mit ca 4 Jahren (das genaue alter weiss niemand) und zu Fluffy zog der kleine Fleckli (Frühkastrat). Es war nicht mehr dasselbe. Fluffy vermisste seinen Zottel offensichtlich, denn er wurde ein paar Monate nach Zottels Tod krank. Er erholte sich kurzzeitig wieder, starb dann aber ein halbes Jahr nach Zottel wahrscheinlich an einem Herzstillstand. Dann zu Strubeli und Schwarzli. Die Beiden kamen schon bei mir zur Welt und lebten immer zusammen, sie waren keine Minute getrennt. Sie waren Halbbrüder. Die Zwei waren nicht ganz so dicke Freunde wie Fluffy und Zottel aber sie haben sich verstanden. Auch sie sind oft umgezogen (weil halt auch wir oft umzogen...) und es gab nie wirklich schlimme Streitereien. Auch die Beiden wurden krank (zur selben Zeit). Sie hatten Zahnprobleme. Schwarzli hat sie überwunden aber Strubeli starb mit etwas über 4 Jahren. Zu Schwarzli zog der kleine Browny (Frühkastrat). Das war Liebe auf den ersten Blick. Schwarzli hat den kleinen Vergöttert! Etwa ein Jahr nach Strubeli ist dann auch Schwarzli gestorben (an Altersbeschwerden). Auch bei Pesche und Ueli war es "Liebe" wenn man dem so sagen kann. Pesche ist der Vater von Ueli und die Beiden lebten seit Ueli 4 Wochen alt war zusammen. Wir hatten immer das Gefühl, die Beiden wären schwul. Aber auch diese "Beziehung" hielt nicht viel länger als 4 Jahre, denn Ueli starb mit etwas über 4 Jahren. Pesche lebt jetzt in meiner Kastratengruppe und fühlt sich vögeliwohl. Er ist nun mein letzter noch "ganzer" Bock. Also es gibt sehr wohl Freundschaften unter Böcken, die ein lebenlang halten. Nur ist halt manchmal ihr Leben nicht so lang wie man es sich wünscht. Ich persönlich würde aber niemals mehr zwei Böcke halten. Wenn dann mehrere und da es mit Kastraten halt einfach einfacher ist, wenn sie sich mal Zerstereiten sollten, kommen mir nur noch Kastraten ins Haus auch wenn sie in ihrem Leben ein Weibchen sehen sollten.
Na... wie lange hab ich jetzt schon meine Bockgruppe, wo die unkastrierten Deckböcke zusammenleben? Mal nachschauen... angefangen hat das seinerzeit mit Pumeluff, Bogumil und ihren Kumpels, da hatte ich erstmals den Mut, mehrere Böcke zusammenzusetzen, statt, wie vorher höchstens einen erwachsenen mit einem Jungbock. Das war im Herbst 2001. Seither halte ich ständig eine Gruppe von fünf bis zehn unkastrierten Böcken zusammen. Den Altersrekord hält GONZO, der im kommenden Mai sechs Jahre alt wird. Meine Böcke haben ab und an mal vereinzelt Milben - das haben die Weibchen auch. Hin und wieder entdecke ich mal einen Pilzbefall - auch das gibts bei den Weibchen ebenfalls. Bei den Männchen fällt auf, dass praktisch immer diejenigen krank werden, die Mühe haben mit der Rangordnung. Typisch ist beispielsweise, dass ein Bock, der längere Zeit den Chefposten innehatte und diesen an einen jüngeren abgeben muss, kränkelt. Im Zweifelsfall nehme ich so ein Tier dann aus der Gruppe, so geschehen in diesem Sommer mit Yorrick, den ich trotz seines relativ hohen Alters von fast fünf Jahren noch habe kastrieren lassen und der jetzt zufrieden im gemischten Rudel lebt. Bei den Weibchen ist der Stress durch Rangordnungsdikussionen teilweise auch da, aber es ist eher milder. Dafür haben Weibchen, die zwischendurch auch gedeckt werden, natürlich die Zusatzbelastung durch die Babys und werden in dieser Phase etwas öfter krank. Ich denke, wenn bei zwei Böcken die Rangordnung wirklich klar ist und die beiden sich mögen, können sie unkastriert genaus zufrieden zusammenleben wie Kastraten. Das wirkliche Problem taucht erst dann auf, wenn einer von beiden stirbt - da ist es wesentlich einfacher, für einen Kastraten wieder eine gute Lösung zu finden als für einen unkastrierten Bock. Im Lauf der Jahre hatte ich auch ab und zu Böcke, die sich wirklich nicht in einer Bockgruppe halten lassen. Die wurden dann kastriert und haben einen Platz in einem normalen Rudel bekommen, entweder allein mit Weibchen, oder dann als Chef mit einem oder mehreren Frühkastraten und diversen Weibchen. Es sind nun mal nicht alle gleich. Obwohl die Bockgruppe bei mir wirklich sehr gut harmoniert, rate ich meinen Kunden, wenn sie eine Männchengruppe halten möchten, grundsätzlich zu Frühkastraten. Einfach, weil die Chancen eben besser stehen. Gruss Gabi
Liebe Fränzi Ich kann nur Archimedes und Merlin nennen. Die beiden lebten 4 Jahre zusammen und waren unkastriert. Wir haben sie letztes Jahr - als wir sie übernahmen - kastriert. Der Gedanke war, wenn einer stirbt, werde ich 2 meiner Mädels zum Überlebenden setzen. Einfach weil ich diese eigentlich keine so kleinen Gruppen möchte. Der zweite Grund war die Perinealtasche, da haben unkastrierte doch eher Probleme damit, dachte ich zumindest, denn bei Archimedes muss ich trotz Kastration immer wieder bei der Pflege behilflich sein. Gruss Jasmin