Fütterung ad libitum, Heilung durch Selbstwahl?

Dieses Thema im Forum "Ernährung und Pflege" wurde erstellt von Fray, 23. Oktober 2010.

  1. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo

    Ich vertrete nach wie vor die Ansicht, dass Heu zu 80% gefüttert werden muss und als Hauptnahrungsmittel für die Meerschweinchen gilt.

    Da müsste meiner Meinung nach mehr Erkenntnisse vorliegen. Gibt es da auch schon Studien?

    Gruss
    Jasmin
     
  2. Herzensbrecher

    Herzensbrecher VIP-User VIP

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    Also ich halte das Heu für das Grundnahrungsmittel für Meerschweinchen. Schon so manches Tier mit Darmproblemen wurde rein mit einer Heudiät wieder kuriert.

    Ich achte immer auf reichliche Heuaufnahme, Sommer wie Winter. Vor dem FriFu und nach dem FriFu.

    Ich hatte schon öfter Tiere dabei, die zwischen FriFu und Heu hin-und her wechselten und von beidem frassen.

    Als Notnahrung würde ich Heu keinesfalls bezeichnen.
     
  3. SusanneC

    SusanneC Erfahrener Benutzer

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    Heu enthält sehr wohl nahrhaftes, etwa hochwertige Eiweiße und kohlehydrate. Kühe die sommers auf der Weide stehen und winters zu 90% Heu bekommen und nehmen da auch genug Energie auf, um das in etliche liter Milch umzuwandeln, die ja bekanntermaßen auch recht nahrhaft ist.

    Das ist zwar getrocknet, aber dennoch nicht karg. Rosinen sind doch auch süß, obwohl es getrocknete Weintrauben sind, durchs Trocknen wird zwar Wasser entzogen und das ganze wird haltbar, aber da verschwinden doch nicht die restlichen Nährstoffe draus.

    Die these der Notnahrung habe ich auch schon gehört. natürlich ist es schön, wenn man das Heu teilweise durch Wiese ersetzen kann, aber das ist eben nicht für jeden möglich. Bei mir gibt es im Sommer auch nur einen kleinen zusatz wiese, weil ich einfach keine Wiese zu pachten finde, und die paar Wegränder nicht genug hergeben. ich kann eben nicht jeden tag für knapp 30 Schweinchen klauen, irgendwann gibts ärger.

    So gesehen ist Heu auch nur getrocknetes gras, aber deswegen nicht Nährstoffarm.

    Viele grüße
    Susi
    (die keinen Bock hat in irgendwelchen Foren seitenlang zu suchen bis sie angaben findet)
     
  4. Mira

    Mira VIP-User VIP

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    ... Hm, da habe ich jetzt nicht nachgewogen. Kann sein, dass an sehr heissen Tagen etwas weniger Heu gefressen wurde, zumindest zwischen Mittag und Abend, und dass es eine leichte Verschiebung in Richtung Wiesenfutter gab. Nachts und am Morgen waren die Schweinchen aber immer fleissig am Heumampfen. Ich habe manchmal gestaunt, dass sie bei der Wärme dieses trockene Zeug fressen. Selbstverständlich hatten die Tierchen nebst dem üppigen FriFu-Buffet auch immer genügend Wasser zur Verfügung.


    ... Da kommt mir ein Signaturspruch in den Sinn, der da ungefähr lautet(e): "Nach dem Heu ist vor dem Heu." - Mir hat das immer gefallen.

    Ich gebe zwei- bis dreimal täglich eine frische "Ladung" Heu hinein, jeweils eine halbe bis eine ganze Stunde vor der FriFu-Fütterung, und achte auf stets gut gefüllte Hauraufen und ansehnliche Heuhaufen.

    Heu ist nicht einfach tote Nahrung oder ein Magenfüller. Gutes Heu, möglichst mehr als eine Sorte, dient dem Zahnabrieb und hält die Verdauung in Schwung. Heu ist auch für mich das wichtigste Nahrungsmittel für Meerschweinchen.

    Liebe Grüsse

    Claudia
     
  5. OhLaLa

    OhLaLa VIP-User VIP

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    Zum Heu kann ich nur sagen, dass ich oft beobachten konnte, dass wenn ich zum FriFu auch eine frisch gefüllte Heuraufe bereitstellte, die Meeris auch mal von FriFu zu Heu und wieder zurück wechselten. Da standen dann auch mal mehrere Schweinchen ums Heu herum, während jedoch noch Gras und Gemüse im Gehege lagen.

    Die Diskussion um ad librium finde ich sehr spannend. Ich werde mich sicherlich mal damit beschäftigen und mich einlesen. Spätestens dann, wenn meine Meeris und ich umgezogen sind und wir einen eigenen Garten haben. Momentan wäre eine solche Fütterung bei uns nicht umsetzbar.
     
  6. Fray

    Fray VIP-User VIP

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    Bezüglich Nahrhaftigkeit kommt es sehr darauf an, a) welcher Art das Heu ist und b), wie alt es ist. Heu aus industrialisierten Monowiesen, das schon ein knappes Jahr herumliegt, hat bestimmt kaum noch Nährwert. Da geb ich dir recht. Wenn ich hingegen mein eigenes Heu betrachte, sieht das schon recht "aamächelig" aus. Aber es ist mir klar, dass nicht jeder selber heuen kann und gegen Ende Saison muss auch ich noch altes, gelagertes dazukaufen.

    Richtig, den Wildmeeris stellt niemand Heu zur Verfügung, aber sie werden sich des alten, verdorrten Grases (Heu?) bedienen, wenn während des Winters das Gras nur noch langsam nachwächst und rar wird. Da bin ich mir fast sicher.

    Meeris sind mehrheitlich Grasfresser. Wenn wir ihnen nun in Ermangelung an der Frischvariante das Heu anbieten, dann kann man in gewisser Weise schon von einer Notlösung, also Ersatzernährung sprechen.

    Alle meine Gruppen haben während der paar Wochen des Ad libitum-Tests sozusagen kein Heu mehr gefressen. Wiesengrün hatten sie 24 Stunden zur Verfügung, auch nachts. Ich bin also abends nochmals grasen gegangen, wie gesagt, sehr aufwändig ...
    Da ich sie langsam an die grösseren Mengen herangeführt habe, gab es keine Köttelveränderung.
    Hätten wir also die Möglichkeit, ganzjährig Gras zu verfüttern, könnten wir das Heu wirklich von der Liste streichen. Da es aber nicht geht, müssen wir auf die "Ersatzware" zurückgreifen. :)

    Liebi Grüess,
    Gabriela
     
  7. SusanneC

    SusanneC Erfahrener Benutzer

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    Ich bin immer sehr für Heu vom Bauern, am besten auch mal von verschiedenen - der eine hat seine Wiesen eher auf sandigem Boden, der andere mehr Lehmigen Boden, hier wächst viel Klee dazwischen, Dort mehr Löwenzahn, mal einen Ballen vom frühjahr, dann einen vom Herbst. Ich habe oft mehrere Ballen gleichzeitig angebrochen und füttere mal dieses, mal jenes oder füllte morgens die eine Sorte nach und mittags die nächste, so dass mehrere Sorten zur verfügung stehen.

    Auf die Art ist auch kaum ein Ballen älter als ein dreiviertel jahr und in Plastiktüten lag es auch nie rum, sondern nur auf dem heuboden und luftig in meiner garage.
     
  8. Letti

    Letti VIP-User VIP

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    Also hier mal wie das gesamte "Menu" verteilt über einen Tag so aussehen könnte(!). Nicht ALLES ist immer auf´s Mal vorhanden zwingend, aber von jedem dieser "Sektoren" sind stets mehrere Komponente im Gehege zu finden:

    Sektor Gemüse/Früchte: Römersalat, Chicorino Trevisano, Spinatblätter, Tomaten, Gurke, Paprika, Stangensellerie, Apfel, Fenchel, Karotten, Broccoli, Knollensellerie, Blumenkohl.

    Sektor Äste: Birke, Hasel, Feldahorn, Hainbuche, Eiche.

    Sektor Frischkräuter: Salbei, Oregano, Melisse, Süsskraut, Koriander, Rosmarin, Thymian, Minze, Majoran, Vogelmiere, Liebstöckel.

    Sektor Trockenes: Grünhafer und grünen Weizen, Heu und schön weiches Stroh.

    Sektor Wiese: Gras mit allerhand Wildkräutern, Löwenzahn.

    Abgemessen wird da nichts, das wäre ein Widerspruch zu "ad libitum".
     
  9. Mira

    Mira VIP-User VIP

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    ... Sektor Äste: Das ist wohl mit Blättern gedacht, oder? Die fallen jetzt aber ab, dann wärens also im Winter die nackten Äste? Diebrain bezeichnet Eiche als giftig und auch bei meerschweinchen.com/futter wird Eiche nur in Leckerli-Menge und getrocknet empfohlen.

    Bei euch ist es sicher milder als bei uns, dennoch: Der Sektor Wiese dürfte auch bei euch in absehbarer Zeit wegfallen...

    Liebe Grüsse

    Claudia
     
  10. Letti

    Letti VIP-User VIP

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    Nein, keine nackten Äste, wobei das natürlich auch ja, aber GETROCKNETE Blätter! Einen Vorrat habe ich mir den Sommer über zugelegt, weiteres dazugekauft.

    Eiche ist nicht giftig. Ich reiche sie dennoch mit einer Vielzahl anderer Blätter zusammen, damit die Muiger selber selektieren können. Eichenblätter sind unbeliebt und wurden hier nur ein einziges Mal gefressen: zur Kreislaufstabilisierung bei grosser Hitze.

    Logischerweise fällt die Wiese irgendwann weg. Aber auch hier kann man - in geringerer Menge - Abhilfe schaffen: Blumentopf, Erde rein, Grassamen rein, ans Fenster damit... und nach 10 Tagen schneidet man das erste Mal.

    Sowohl die Trocknerei als auch die Anpflanzerei sind Aufwand pur. Und ich finde voll ok, wenn jemand sagt, dass das zuviel ist. Wie gesagt, ich hab Spass dran und noch kein einziges Mal habe ich von jemandem über schlechte Erfahrungen mit diesem Konzept gelesen oder gehört. Hauptsache, den Tieren geht es gut und dazu gibt es verschiedene mögliche Ernährungswege. Ad Libitum ist einer davon.
     
    Zuletzt bearbeitet: 24. Oktober 2010
  11. SusanneC

    SusanneC Erfahrener Benutzer

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    Eiche enthält sehr viel gerbsäure und ist deswegen schwer verträglich, aber geringe Mengen sind nicht schädlich. Die Frage wäre eher, warum trocknen und anbieten, wenn sie dann an 99 von 100 Tagen nicht mal dran knabbern?

    Also der Aufwand klingt definitiv enorm, mein Eindruck ist dass das eine sehr große portion idealismus braucht.

    Und nachdem viele ernährungskonzepte unterm Strich aufgehen ist die frage, ob die zusätzlichen Vorteile wie etwa die Hoffung, dass sie durch gezieltes fressen von Heilkräutern geringfügiges unwohlsein selbst bekämpfen können rechtfertigt.

    Klar, Kleinkram kriegt man mit Kräutermedizin hin, das machen wir ja auch bei den Schweinchen, leichte Blähungen mit Fenchel behandeln, Dill und Himbeerblätter bei Durchfall etc., aber wenn ein schwein ernsthaft krank ist helfen kräuter eben doch nicht ausreichend.

    Sicher kann man damit auch einige Fütterungsbedingte krankheiten vermeiden, aber das schafft man auch, wenn man "normal" größere Mengen abwechslungsreiches Gemüse füttert.

    ich bin da einfach unsicher, ob sich der Aufwand wirklich lohnt - und bei meiner Menge an Schweinchen ist das absolut unmöglich.

    Wie viele Schweinchen hast Du denn, Letti?
     
  12. Mira

    Mira VIP-User VIP

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    ... Gut, der Sektor Äste wäre, zumindest im Winter, der Sektor getrocknete Blätter. Letztere erhalten unsere Schweinchen auch, täglich verschiedene Sorten in wechselnder Zusammensetzung. Manche Blätter (und Kräuter) sollte man ja nicht täglich reichen, da Medizin. Knabberäste (jetzt bald kahl) kommen bei uns noch dazu, ferner im Winter ab und an Tanne - das freut das Schwein!


    ... Du bist gut! Vielleicht klappt das mit der Indoor-Grasplantage, wenn man einen grünen Daumen hat und gaaanz viel Platz am Fenster. Bei mir sind solche Versuche mehrfach gescheitert, deshalb hab ichs aufgegeben, in der Wohnung Gras u.Ä. anzupflanzen. Gekauftes (Nagergras, Katzengras) hält sich leider immer nur kurz und beginnt bald zu schimmeln, zudem ist die Ausbeute ja äusserst bescheiden.

    Einen adäquaten Ersatz für den äusserst beliebten, gesunden, vielfältigen und billigen Sektor Wiese sehe ich für den Winter leider nicht.

    Liebe Grüsse

    Claudia