Haltungs- und Kombinationsfrage

Dieses Thema im Forum "Haltung" wurde erstellt von Saustall, 14. Juni 2008.

  1. Ursi

    Ursi Erfahrener Benutzer

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    Das mit dem Hund habe ich bei Julia glatt überlesen, kann da den anderen aber nur beipflichten. Meerschweinchen sind mindestens so zeitaufwändig wie ein Hund, nur eben anders.

    Meerschweinchen, auch drei Tiere, müssen jeden Tag ausgemistet und Schlafplätze neu eingestreut werden, Futternapf und Wasser je nach dem zwei mal täglich gereinigt und neu gefüllt werden, eine Komplettauswechslung des Einstreus nimmt mehrmals monatlich einige Stunden in Anspruch. Ausserdem muss der Mist auch wieder entsorgt werden. Und wenn man dann noch auf Sauberkeit rund um das Gehege besteht, platziert man den Staubsauger mit jeder Menge Reservesäcke am besten gleich daneben. Und wie schon gesagt wurde: Einstreu, evt. Stroh und jede Menge Heu müssen immer wieder besorgt werden, genauso wie für jeden Tag das Frischfutter. Und wenn ein Meerschweinchen einmal krank wird, ist in der Regel ein sofortiger Tierarztbesuch unumgänglich, fragt weder nach Zeit noch Stundenplänen, und die Pflege eines kranken Schweinchens kann dann nochmals sehr zeitaufwändig werden.


    Gruäss

    Ursi
     
  2. Anabel

    Anabel Moderator Mitarbeiter Admin

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    Hallo

    Die Tiere waren bei uns schon da, als die Kinder geboren wurden. Das mit der Reinigung und so war immer wieder ein Thema. Wir haben wirklich immer vorgelebt, dass Tiere Lebewesen sind und mit Respekt behandelt werden müssen. Das waren auch die Momente, wo wir viel zusammen gesprochen haben - beim Einkaufen, beim Putzen, Füttern. Gerade das Rüsten war und ist heute noch verbunden mit dem Frühstück für uns vorbereiten. Ebenfalls das Nachtessen: Das wurde aufgrund der STundenpläne dann mit der Zeit schwieriger, also verschob sich alles nach hinten.

    Wir hatten bzw. auch meine Mutter hatte immer ein kleines Rudel, so dass sie wirklich beobachten konnten und auch können. Bei zweien würde ich eben doch viel zusammen mit den Tieren "arbeiten", zum Beispiel mit farbigen Fressnäpfen hantieren (immer im grünen ist das Futter), gemeinsame Futtererlebnisplätze gestalten (Ziegelsteine mit Gemüse füllen, Gemüse auf Ketten reihen, Meeries sachte an das Überwinden von Hindernissen gewöhnen, mit Karton Landschaften bauen (kleine Labyrinthe). Ich nutzte dies aus, da ich zusammen mit den Jungs etwas machte. Sie lernten so auch, mit Geduld etwas anzugehen.

    Sie lernten auch die Tiere aufzuheben, mit ihnen umzugehen. Das braucht Übung und dies durften sie sich unter Anleitung aneignen. Heute ist es so, dass wir aktuell uns absprechen, wenn ein Meerie zum Beispiel 4mal Augentropfen im Tag braucht. Alle der Familie können dies durchführen. Das war ein langer Prozess und muss altersgerecht abgestuft werden. Eine Beziehung kann gut entstehen: Die Meeries vom jüngeren Sohn kennen zum Beispiel die Scheibenbremse des Militärrades von ihm. Kommt er um die Kurve mit dem Rad, sind sie wach und versammeln sich auf ihrem Dorfplatz.

    Klar war auch, dass das Interesse nicht immer gleich ist. Es gibt Tage, da sind sie kaum zu Hause und haben weniger Zeit. Füttern und putzen: Wird allenfalls nach Absprache durch uns erledigt.

    Gruss
    Jasmin
     
  3. Letti

    Letti VIP-User VIP

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    Liebe Jasmin

    Das ist ja eben grad DER wesentliche Unterschied: bei Euch wurden die Tiere nicht EXPLIZIT für die Kinder angeschafft, sondern a priori für EUCH. Auch wenn Deine Söhne NULL Interesse gehabt hätten an den Muigern wäre das egal gewesen, den Muigern wäre es trotzdem gut ergangen, es waren EURE. Umso schöner konnten Eure Söhne ohne Druck quasi in die Muigerwelt hineinwachsen, die Ihr ihnen vorgelebt habt! Das ist der Idealfall!

    Wer von Kindern VERLANGT, dass sie sich um Tiere kümmern, überfordert die Kinder. Auch wenn die Kinder noch so quängeln, das Interesse an Tieren, die man nicht kuscheln sondern nur beobachten darf, wird schnell schwinden. Tiere, die viel Arbeit machen, mit denen man aber nicht "richtig" spielen darf, sind für die meisten Kinder uninteressant.

    Das Beispiel meines "Notschweinchens" Marie ist vermutlich ein Regelfall: sie und ihr Schwesterchen wurden für zwei Kinder angeschafft. Jedes bekam SEIN Säuli. Ok. Marie`s Schwesterchen verstarb mit nicht einmal einem Jahr auf mysteriöse Weise, es hat niemand bemerkt, dass sie krank war. Von Kindern kann man profundes Wissen über Tiergesundheit auch nicht verlangen. Das eine Kind hat sich nach dem Tod seines Säulis dagegen verwehrt, wieder eins zuzutun. Die Eltern liessen es darob zu, dass Marie alleine in ihrem 1 x 0.5 Meter Käfig ihr Dasein fristete. Naja... den Rest der Geschichte kennt Ihr ja.

    Kurz: Eltern, die Verantwortung liegt bei EUCH! Auch die Entscheidung! Und mit ziemlicher Sicherheit auch bald die ganze Arbeit!
     
  4. Ursi

    Ursi Erfahrener Benutzer

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    Meerschweinchen sind Sippentiere, das ist mir jetzt klar, und sie brauchen keinen Zweibeiner, der sich mit ihnen beschäftigt, um glücklich zu sein. Immer vorausgesetzt, sie leben in einer abwechslungsreichen Umgebung mit Artgenossen. Nicht umsonst wird der Halter hier oft scherzweise "Futterautomat" genannt. Das ist seine Funktion aus der Sicht eines Meerschweinchens. Das heisst aber nicht, dass ein Kind deswegen keine Beziehung zu ihnen aufbauen könnte. Es kommt nur darauf an, was man darunter versteht. Meerschweinchen sind in der Regel sehr scheu, aber auch extrem gwundrig und verfressen. Das kann man sich mit viel Geduld schon zu Nutzen machen. Wie gesagt, mein Siebenjähriger verfüttert meinem Trio gerne die ersten Grashalme aus dem Haufen mit der Hand. Anfassen lassen wollen sie sich aber nicht. Die beiden Jungen schon gar nicht, die verspeeden bei der ersten falschen Bewegung über die Rampe, und der Grosse mag's auch nicht. Wäre dir das denn genügen, um von einer "gegenseitige Beziehung" zu sprechen?

    Sicher kann man ein siebenjähriges Kind noch vermehrt in die Betreuung der Meeris miteinbeziehen und somit indirekt die Beziehung und das Verantwortungsgefühl zu den Tieren vertiefen, wenn das Kind freiwillig mitmacht. Man mistet gemeinsam aus, geht zusammen auf Frifusuche, sucht Haselnusszweige im Wald, beobachtet die Tiere zusammen und lacht gemeinsam über die Kapriolen, die sie machen. Hast du gemerkt, wie oft ich das Wort "zusammen und gemeinsam" gebraucht habe? Das ist der wunde Punkt. Dem Jungen wird es ganz schnell verleiden, alleine neben dem Gehege zu sitzen, um die Meeris zu beobachten. Die ruhen und schlafen ja auch sehr oft. Und er wird dir nach kurzer Zeit mitteilen, dass er sich das so nicht vorgestellt hat und dir sagen, dass ihn "sein" Meerschweinchen nicht mögen würde, weil es nicht zu ihm kommt und sich streicheln lässt. Er wird auch nicht verstehen können, warum er es nicht herausnehmen darf, damit es sich an ihn gewöhnt, egal, wie viele male du ihm das vorher gesagt hast. Das geb ich dir hiermit schriftlich. Da ist mit einem Kind im Alter deines Sohnes sehr viel Aufbauarbeit und gemeinsame Beschäftigung nötig, damit zwischen Meerschweinchen und Kind eine Beziehung entstehen kann, die für beide stimmt.

    Liäbs Grüässli

    Ursi
     
  5. Marie

    Marie Erfahrener Benutzer

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    127
    Hallo Julia
    Wir haben Meerschweinchen angeschafft, als unsere Kinder 7 und 5 Jahre alt waren (inzwischen sind sie 11 und 9): ein Kastrat und ein Weibchen. Wir haben damals ganz bewusst darauf verzichtet, die Tierchen je einem Kind zuzuordnen, dass sie ihnen gehören. Sondern es sind Familienmitglieder, die zu uns gehören. Diese Entscheidung haben wir nie bereut! Der Kastrat ist sehr zutraulich, und das Weibchen war sehr scheu. Das hätte sicher Probleme gegeben, im Stil von: ich will jetzt aber mein Tier rausnehmen, nicht das andere!!! Nein, du darfst mein Meerschweinchen nicht streicheln du hast ja selber eines!!! usw. Zudem kann ja nicht jedes Kind zu "seinem" Meerschweinchen schauen, sondern sie werden gemeinsam gefüttert, trinken aus einem Napf und der Käfig-Unterhalt wird ja nicht für jedes Tier separat gemacht, sondern für die ganze Gruppe.

    Inzwischen haben wir 3 Meerschweinchen. Der Kastrat ist immer noch derselbe, das Weibchen ist leider gestorben.
    Ich würde dir auch raten, gleich von Anfang an ein Kastrat mit zwei Weibchen zu halten. Es ist viel interessanter für die Tiere in der etwas grösseren Gruppe (und somit auch für die "Zuschauer". Und wenn ein Tier stirbt, ist es wirklich schwierig. Einerseits möchte man das verstorbene Tier ja nicht einfach sofort ersetzten, sondern zuerst etwas Zeit haben, um den Verlust zu betrauern, und andererseits ist da ein Meerschweinchen allein, das möglichst schnell wieder einen passenden Partner braucht...
    Das ist jetzt etwas lang geworden, sorry.
    Alles Gute wünscht euch
    Marie
     
  6. Suzie

    Suzie Prominenter Benutzer

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    1.088
    Hallo Arletta

    Das hast du sehr schön gesagt!

    Und das trifft eigentlich auf alle Kleinnager zu....
    ... also auch auf Hamster, Lemminge, verschiedene Mäusearten, etc...
    ... also, dass sie primär Beobachtungstiere sind und Anfassen und Streicheln nicht wirklich wollen...
    ... und dass sie aufwendiger in der Haltung sind als man zuerst vielleicht denkt...
    ... und dass sie viel eher für Erwachsene (oder ältere Kinder/Teenager) geeignet sind als für Kinder unter ca. 12 Jahren...

    Die einzige Ausnahme sind vielleicht Ratten, welche Anfassen eher dulden/mögen als andere Kleinnager und eher für Kinder geeignet sind als alle anderen Kleinnagerarten.

    LG suzie
     
  7. Aika

    Aika Administrator Mitarbeiter Admin

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    Ach Du Schreck, mir stehen die Haare zu Berge, was die Dir für einen Quatsch erzählt haben im Zoogeschäft!!!:7779 Das ist ja unglaublich!

    Aber es ist toll, wie Du Dich jetzt informierst und innerhalb weniger Monate bereits so viel gelernt hast, wie viele nicht informierte Meerie-Halter während Jahren nicht lernen und nicht einsehen!:bl7:
     
  8. Yvonne

    Yvonne VIP-User VIP

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    2.914
    Sali Julia

    Schön, dass du dich hier angemeldet hast und dich nun intensiv mit der Frage Meerschweinchen-Haltung beschäftigst. Herzlich willkommen!

    Diese obenstehende Aussage von einer Zoofach-Angestellten ist leider wirklich furchtbarer Blödsinn. Schlimm, dass immer noch solche Antworten an Interessenten weitergegeben werden und dann noch von eigentlichem "Fachpersonal".....

    Eine 100% Beisshemmung haben diese Tiere überhaupt nicht. Nur kurz ein kleines Beispiel: Bei uns lebte fast 7 3/4 Jahre die Pinga, selbstverständlich nebst ihren weiteren 3 - 4 Fellfreunden, und sie war ein Tierchen, wo diese Worte aber 100 % keine Übereinstimmung fanden. Wir haben übrigens keine Kinder, aber mit meinem Mann habe ich das Hobby gemeinsam. Es leben 5 Meeris hier.

    Pinga konnten wir keine 2 Minuten nach draussen nehmen, bis zuletzt ins hohe Alter nicht, sie war derart wild und hat dich auch sofort ziemlich hart in die Finger gekneift. Stell dir vor, nicht mal die Krallen konnten wir schneiden, ohne sie in ein Tuch einzuwickeln, geschweige denn mit Pinga zu "schösselen". Auch in Krankheitsphasen, Futter eingeben mit Spritze, war sie ganz schwierig zum Behandeln. Für uns war sie jedoch nie ein Problem, denn hier werden die süssen Fellnasen eigentlich ausschliesslich beobachtet und sind nicht zum Streicheln da.

    Julia, das ist übrigens kein Einzelfall, denn unser 1-jähriger Scooby Doo (siehe mein Benutzerbild) ist exakt das gleiche Kerlchen. Er ist sehr wild und quirlig, mit anderen Worten extrem lebhaft. Man könnte ihn nie in Kinderhände geben, der wäre sofort losgelassen und was dann passiert, weisst du selber....

    Das sind jetzt nur zwei kleine Erfahrungsberichte unsererseits, Weiteres werde ich dir in deiner anderen Frage gerne noch beantworten. Eine Fellnasen-Anschaffung muss sehr genau überlegt werden, die kleinen süssen Racker sind wirklich nicht die einfachsten und brauchen viel Zeit für das *Drumherum".
     
  9. nitjia

    nitjia Erfahrener Benutzer

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    Also ich will dir die hoffnung nicht nehmen aber meine 10 säuli kommen wie raubtiere wenn ich ihnen ein stückchen gurke geben will (natürlich jedem eins:)) Aber ich habe es echt noch nie geschafft dass eines von selber da bleibt und sich streicheln lässt!!
    Entweder habe ich mit meinen tierchen dort pech gehabt oder mache was falsch,... eine regelmässige kontrolle ist einfach notwendig...(ich rede hier von etwa 2 oder einmal im monat) vorallem wenn sie jung sind ist es schon fast angebracht sie regelmässiger zu wägen! Aber ich habe noch nie ein säuli gezwungen auf meinem Schoss zu bleiben um es zu streicheln,... ich gebe demjenigen nachdem es den "gesundheitscheck" gemacht hat ein gürkli auf meinem schoss und dann setzt ich es wieder zu seinen genossen,...
    Naja weiss auch nicht aber das mit den zahmen tierchen die still haben um zu streicheln ohne sie festzuhalten,...
    Vielleicht kommt das mit dem alter der schweinchen aber meine machens auf alle fälle nicht,...